Zielfahndung – Flucht zwecklos

Im Februar 2015 flüchtete ein Täter, der wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Unmündigen von der Justiz zu zehn Jahren Haft verurteilt wurde.Der Flüchtende wurde von seiner Familie und seinen Bekannten versteckt. Es war alles bis ins kleinste Detail geplant. Die Wohnungen, in denen er sich aufhielt, wurden verdunkelt, damit auch von außen keiner hineinsehen konnte. Lebensmitteln wurden ihm gebracht. Er verwendete kein Handy, kein Internet. Seine Angehörigen sprachen nicht über ihn. Für die Zielfahnder war es ein Katz- und Mausspiel. Über zwölf Monate ermittelten die Fahnder in alle Richtungen. Doch plötzlich war er da – der richtige Moment. Die Falle schnappte zu. Der gesuchte Verbrecher wurde von den Zielfahndern festgenommen.Die Arbeit der Zielfahnder ist sehr zeit- und personalintensiv. Jede Bewegung wird analysiert. Observationen werden durchgeführt, die auch viel Wartezeit mit sich bringen. Ziel ist es, Schritt für Schritt die einzelnen Teile zu einem Puzzle zusammenzusetzen, um den Aufenthaltsort der Person zu finden.Wie fing alles überhaupt an?Die Zielfahndungseinheit wurde im Jahr 1994 von Chefinspektor Rene Neuberger gegründet. Zu dem Zeitpunkt stellte man fest, dass es keine eigene Einheit gab, die ältere Haftbefehle von „verschwundenen Personen“ bearbeitete. Einerseits handelte es sich um flüchtige Täter, andererseits ging es auch um die Suche von vermissten Personen, die Opfer eines Verbrechens geworden sind oder Selbstmord verübt hatten.Heute besteht die Fahndung aus 13 KriminalbeamtInnen und ist im Landeskriminalamt im Assistenzbereich eingegliedert. Seit der Gründung hat die Einheit ca. 900 nationale und internationale Festnahmeersuchen vollzogen. Die Fahndung besteht aus drei Bereichen: Zielfahndung, Hotelkontrollen und Abgängige. Die Beamten der Zielfahndung sind auf die Festnahme von gesuchten Personen spezialisiert. Wird in Wien eine Person gesucht, übernehmen die Beamten den Fall. Für die Fahnder ist interessant zu wissen, mit wem die Person Kontakt hatte, wie der Freundeskreis und das Umfeld aussieht, bei wem die Personen Hilfe in Anspruch nehmen könnten. Die Fahnder versuchen der Person quasi „den Weg abzuschneiden“.Das vierköpfige Team unter der Leitung von Chefinspektor Neuberger arbeitet selbstständig und ist auch in der Freizeit stets erreichbar. Ein Dauerdienst ist auf der Dienststelle eingerichtet, damit immer ein Ansprechpartner vorhanden ist.Befindet sich die gesuchte Person im Ausland, werden die Fahnder ebenfalls tätig. Die Kooperation zwischen den internationalen Behörden funktioniert sehr gut.Kommissar Zufall trifft sehr selten zu.Es gibt zwei Kategorien: die Personen, die in Panik flüchten und meist schnell zu finden sind oder Personen, bei denen sehr viel Zeit und Energie notwendig ist, um diese zu finden. Wenn eine Person sehr vorsichtig ist und es keine Möglichkeit gibt, an sie heranzukommen, machen die Fahnder eine Pause von Wochen, Monate und tasten sich später erneut heran.“Die Arbeit ist für mich spannend, da ich mit Menschen zu tun habe. Ein Mensch, der flüchtig ist und nicht gefunden werden will, nützt alle Möglichkeiten, um sein Versteck aufrecht zu erhalten. Menschen sind hier oft sehr findig und agieren intelligent. Jeder Fall ist interessant und man kann immer wieder Neues dazulernen.“, so Chefinspektor Neuberger.

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