Tatort Nordbahnhof

Wir schreiben den 28. Juni 1904. Menschen strömen in das Bahnhofsgebäude der Kaiser Ferdinands-Nordbahn in der Leopoldstadt. Ein Schnellzug aus Krakau fährt in die Halle ein. Kurze Zeit später fallen Schüsse, die das Menschentreiben für einen Augenblick zum Stocken bringen.Eine verhängnisvolle LiebeEin staatlicher und wohlhabender Graf lernte eine junge Frau kennen, die im Jahr 1900 in Krakau Modell für einen Maler stand. Der Graf war von der Frau so angetan, dass er sich in sie verliebte, obwohl sie verheiratet war. Unter Vorhalt, der Graf sei der leibliche Vater der jungen Dame, entstand eine heimliche Affäre.Nach einigen Jahren lernte die Frau einen deutlich jüngeren und reichen Mann kennen. Die Liebe zu dem alten Herrn Grafen flachte ab und sie entschied sich für den Jüngling. Das frisch verliebte Liebespaar traf sich mit dem Grafen am Nordbahnhof, um die neue Situation in Ruhe zu besprechen. Doch es kam anders als geplant. Ein Wort ergab das andere. Plötzlich zog der Graf eine Waffe und schoss auf seinen Konkurrenten, der dadurch verletzt wurde.Vier Monate später stand der Graf vor Gericht, der von den teuersten Anwälten vertreten wurde. Mit Erfolg. Der Täter wurde freigesprochen. Die „Ehrenaffäre“ sorgte in der Wiener Gesellschaft jahrelang noch für Gesprächsstoff.Quelle: Edelbacher, Maximilian; Seyrl, Harald (2004): Tatort Wien, Band 1: Die Zeit von 1900 – 1924 Edition Seyrl, Wien – Scharnstein

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