Skandal im Salon

Wien 1906: Aus düsteren und schummrigen Hinterhöfen entstanden elegante Salons, die zu dieser Zeit eher als „tolerierte Häuser“ bekannt waren. In den sogenannten Salons war das Geschäft mit der Liebe heiß begehrt. So auch in dem Salon am Alsergrund in der Grünentorgasse. Hinter verschlossenen Türen wurden Mädchen zur Prostitution gezwungen. Ein Investigativ-Journalist deckte den Fall auf.Ein Journalist erhielt Informationen darüber, dass junge Mädchen von der Bordellbesitzerin menschenunwürdig behandelt und wie Gefangene gehalten wurden. Sollten die Mädchen versuchen zu flüchten, würden sie in eine Besserungsanstalt kommen, die zur damaligen Zeit sehr gefürchtet war. Schläge und Drohungen standen an der Tagesordnung.Als Freier getarnt, besuchte der Journalist regelmäßig das Bordell. Mittlerweile zählte der Journalist als Stammgast und genoss das Vertrauen der Kupplerin und der Mädchen. So erfuhr er über das skrupellose Verhalten der Besitzerin und bekam selbst die Missstände mit. Neben seiner verdeckten Ermittlung mietete er gegenüber dem Etablissement eine Schein-Wohnung, um das Treiben zu beobachten. Seine Vertrauensmänner kundschaften die nähere Umgebung aus und machten dieselbe Feststellung wie die Mädchen aus ihren Erfahrungen schilderten.Mit genügend Material im Gepäck erstattete der Journalist Anzeige. Mit Erfolg. Es folgten Hausdurchsuchungen und Vernehmungen. Die Bordellbesitzerin wurde wegen Freiheitsberaubung und anderen Delikten zu dreieinhalb Jahren Kerker verurteilt.Quelle: Edelbacher, Maximilian; Seyrl, Harald (2004): Tatort Wien, Band 1: Die Zeit von 1900 – 1924 Edition Seyrl, Wien – Scharnstein