Es war Sommer 1916. Überall wurde gerätselt und getuschelt. Die Zeitungen waren voll damit. Eine brutale Raubserie schockte die Wiener Bevölkerung. 17-mal schlug die Täterin zu. Die Opfer wurden erdrosselt aufgefunden. Nur zwei Opfer überlebten.Bereits ein Jahr davor ereigneten sich mehrere Diebstähle und Raubüberfälle. Die Handschrift des Täters war immer die gleiche. Zeugen berichteten jedes Mal von einer jungen hübschen Frau, die im engen Kontakt zu den Opfern stand. Bei den Opfern handelte es sich meist um ältere Frauen, wie auch im Mordfall im Februar 1916.Nach einem Zimmerbrand in einer Wohnung im dritten Bezirk wurde eine Leiche entdeckt. Die Ermittlungen ergaben, dass das 56-jährige Opfer bereits vor Ausbruch des Feuers tot war. Die Frau wurde erdrosselt. Auch in diesem Fall war mehrmals eine junge hübsche Frau gesehen worden, die das Opfer besuchte.Der nächste Anschlag sollte nicht lange auf sich warten. Im August 1916 betrat eine unbekannte Frau eine Geschirrhandlung in der Weihburggasse in der Inneren Stadt. Die Inhaberin war eine 81-jährige Dame, die der jungen Frau bei der Auswahl von diversem Geschirr hilfreich zur Seite stand. Doch die Gutherzigkeit wurde bald ausgenutzt, als die Inhaberin eines Tages in die Wohnung ging und von der jungen Frau begleitet wurde. In einem unbeobachteten Moment warf die Täterin einen Kragenschoner über den Kopf der alten Frau und ließ erst los, als sich diese nicht mehr bewegte. In der Annahme, die Seniorin sei tot, stahl sie Wertgestände und Bargeld aus der Wohnung. Doch das Opfer überlebte.Die Polizei fahndete in alle Richtungen nach der Weihburggassen-Räuberin. Die Täterin ließ nicht locker und schlug erneut zu. Wieder wurde eine alte Frau Opfer eines Raubmordversuches. Doch dieses Mal zog sich die Schlinge um die Täterin zu. Sie wurde festgenommen und zum Tode verurteilt. Die 22-jährige Täterin hatte das Diebesgut einerseits für ihre Wohnung verwendet, andererseits als Zukunftsvorsorge nutzen wollen.Dank eines kaiserlichen Aktes wurde die Täterin begnadigt und zu lebenslangen schweren Kerkers verurteilt.Quelle: Edelbacher, Maximilian; Seyrl, Harald (2004): Tatort Wien, Band 1: Die Zeit von 1900 – 1924. Edition Seyrl, Wien – Scharnstein
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