Raubmord an Schuhmacher
Wien 1918: In den Zeiten des Krieges waren Lebensmittel sehr gering, wodurch öfters Streitigkeiten unter der Bevölkerung herrschte. Am 1. Mai des Jahres 1918 betrat ein junger Mann das Geschäft eines Schuhmachers in Wien Margareten und gab sich als Lebensmittelverkäufer aus. Doch es war eine List, wie sich später herausstellte.Die 15-jährige Nichte des Schuhmachers kam am Nachmittag in das Geschäft. Ihr Onkel unterhielt sich gerade mit einem jungen Mann über Lebensmittel. Der Onkel gab dem Mädchen einen Zettel mit einem Namen und einer Adresse, um die Waren abzuholen. Als das Mädchen vor der angegeben Örtlichkeit stand, gab es weder die Person noch die Nahrungsmittel. Die 15-jährige kehrte zum Geschäft ihres Onkels zurück und fand ihn leblos mit durchgeschnittener Kehle am Boden liegen. Dem Opfer wurden 100 Kronen, Schmuck, drei Uhren, Schuhleder, ein Stück Fleisch und eine Margarine gestohlen. Der Täter flüchtete spurenlos.Die Polizei fahndete in allen Richtungen nach dem Täter. Inzwischen war der junge Mann in seine Unterkunft zurückgekehrt und gab seiner Vermieterin das geraubte Fleisch und die Margarine, die von seiner Tat nichts wusste. Um den Verdacht des Raubmordes von sich zu lenken, ließ er seine blutigen Sachen waschen und verschenkte seinen Überrock. Doch die Menschen um ihn herum wurden misstrauisch und es kam zu einer Gegenüberstellung mit der Nichte des Opfers, die ihn einwandfrei als Täter identifizierte.Am 27. Mai 1918 klickten für den Täter die Handschellen. Der junge Mann war aufgrund einer Kopfverletzung ein Kriegsinvalide und versuchte dadurch ein psychiatrisches Gutachten wegen Unzurechnungsfähigkeit zu erhalten. Aber die Rechnung ging nicht auf und der Mann wurde verurteilt, der jedoch wegen einer offenen Lungentuberkulose bereits in der Untersuchungshaft verstarb.Quelle: Edelbacher, Maximilian; Seyrl, Harald (2004): Tatort Wien, Band 1: Die Zeit von 1900 – 1924 Edition Seyrl, Wien – Scharnstein