Wien ist eine Stadt mit Bewohnergruppen unterschiedlicher Herkunft und Sprache. Damit alle diese Gruppen friedlich nebeneinander leben können, ohne mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten, braucht es vermittelnde Stellen zwischen Menschen nicht-österreichischer Herkunft und den staatlichen Institutionen. Im Fall der Wiener Polizei übernimmt diese Aufgabe das Referat Minderheitenkontakte.Erklärtes Ziel des im Jahr 2010 gegründeten Referates ist ein konfliktfreies Zusammenleben von Polizei und Minderheiten und ein reibungsloses Zusammenleben einzelner Bevölkerungsgruppen. Des Weiteren sollen Angehörige von Minderheiten in ihren Integrationsbemühungen unterstützt, das Vertrauen zur Polizei bei den Zielgruppen gestärkt und möglicherweise vorhandene Vorurteile gegen Minderheiten innerhalb der Polizei abgebaut werden.Um diese Ziele zu erreichen steht die Kommunikation mit den Angehörigen von Minderheiten im Mittelpunkt. Durch häufige Teilnahme der Mitarbeiter an Veranstaltungen der Zielgruppen können neue Kontakte geknüpft, Vorträge über die Arbeitsweise der Wiener Polizei gehalten und bereits bestehende Kontakte gepflegt werden, was für eine gute Zusammenarbeit ein unerlässliches Fundament darstellt. Die Entwicklung und Durchführung ausgewählter, gemeinsamer Projekte, wie etwa die Durchführung von Veranstaltungen im schulischen Bereich, zählt ebenfalls zu den Aufgaben des Referats. Die Referatsmitarbeiter werden außerdem immer wieder um Informationsvermittlung und Beratungsgespräche ersucht, die sowohl im Rahmen von Vorträgen als auch in Einzelgesprächen stattfinden. Die Bearbeitung von Beschwerden und Interventionen ergänzt die Referatstätigkeiten um einen weiteren wichtigen Punkt. In diesem Bereich stehen vor allem Mediationsgespräche im Mittelpunkt.Die Referatsmitarbeiter arbeiten mit Angehörigen von in Wien ansässigen Zuwanderergemeinden aber auch mit anderen Kooperationspartnern aus dem Bereich der Integrationsarbeit zusammen. So bestehen etwa sehr gute Kontakte zur ghanaischen und zur nigerianischen Community sowie zum Kulturverein Roma in Wien. Ein anderer, sehr wichtiger Partner ist die Islamische Glaubensgemeinschaft. Neben den sprachlichen und nationalen Minderheiten Wiens sind zudem gehörlose Menschen dem Referat ein besonderes Anliegen. Probleme die Menschen wegen Ihrer Gehörlosigkeit im Umgang mit der Polizei haben könnten, sollen identifiziert und Polizisten für diese Bevölkerungsgruppe sensibilisiert werden. In allen genannten Bereichen ist die Zusammenarbeit von Wertschätzung und Respekt geprägt, ohne dabei die gegenwärtigen Probleme außer Acht zu lassen. Auf institutioneller Ebene bestehen Verbindungen zur Magistratsabteilung 17 (Integration und Diversität), zum Österreichischen Integrationsfonds und zur Volkshochschule Meidling. Ein weiterer Partner ist der Verein „Wirtschaft für Integration“. 2016 betreute das Referat im Rahmen des von diesem Verein finanzierten Projektes „Konnex“ einen aus Afghanistan geflüchteten Minderjährigen.Angedacht ist außerdem eine engere Zusammenarbeit mit dem Landeskriminalamt im Rahmen eines von Präventionsbeamten initiierten Projektes. Revierinspektor Roland Fahrnberger entwickelte dabei ein Schulungsmodul mit dem Namen „Sicherheit und Polizei.“ Ziel dieses Moduls, das auch mit dem Sicherheitsverdienstpreis im Dezember 2017 ausgezeichnet wurde, ist es, einerseits Migranten die Arbeit und Vorgehensweise der österreichischen Polizei näherzubringen und andererseits Vorurteile von Polizisten gegenüber Ausländern abzubauen. Monatlich finden etwa 15 Vorträge statt, bis März 2018, also bis zum einjährigen Jubiläum der Schulung, sind sogar noch über 40 Vorträge eingeplant. Neben Themen, die die Arbeitsweise der Polizei in der Praxis betreffen, werden auch die Gebiete Demokratie, österreichisches Straf- und Verwaltungsrecht und Menschenrechte sowie deren Grenzen behandelt. Im Gegenzug werden die Seminarleiter in regelmäßigen Schulungen über die Herkunftsländer der Seminarteilnehmer informiert. Die Vortragenden werden von Dolmetschern in die jeweiligen Muttersprachen übersetzt, um sicher zu stellen, dass die notwendigen Informationen auch richtig verstanden werden. Gefragt nach besonderen Erfolgserlebnissen aus dem ersten Jahr der Seminarreihe erzählt Revierinspektor Fahrnberger von dem Fall einer Kollegin, die am Westbahnhof häufig in Konflikte mit jugendlichen Afghanen geriet. Nach den ersten Schulungen kam sie zu ihm und gab ein sehr positives Feedback. Ihre anfängliche Distanz, ihre Vorurteile waren durch die Seminare abgebaut worden.
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