Neben dem uniformierten Streifendienst sind die Polizistinnen und Polizisten der Wiener Polizei in vielen weiteren Arbeitsbereichen tätig. In den kommenden Monaten möchten wir einige dieser Tätigkeiten vorstellen und so einen kurzen Einblick in die facettenreiche Arbeit der Wiener Polizei bieten.Die Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung, kurz WEGA, zählt, wie die Polizeidiensthundeeinheit (PDHE), zu den Spezialeinheiten der Wiener Polizei. Der Kommandant der WEGA, Oberst Ernst Albrecht, ist sichtlich stolz auf die Leistungen seiner Polizisten und meint mit Blick auf die anderen polizeilichen Einheiten: „Wir schauen auf niemanden hinunter, aber auch zu niemandem hinauf.“Zu den Aufgaben der WEGA zählt vor allem die Unterstützung der Streifendienst- und Kriminalbeamten. Dies in erster Linie in jenen Situationen, in denen sich Streifendienstbeamte besonderen Gefahrensituationen gegenübersehen, wie beispielsweise die Konfrontation mit gewalttätigen oder bewaffneten Straftätern, aber auch wenn es gilt Haftbefehle gegen gewalttätige Rechtsbrecher zur Unterstützung des Kriminaldienstes zu vollziehen. Bei dieser Aufgabenbewältigung gibt es naturgemäß Schnittstellen mit der Sondereinheit „Cobra“, die als Teil der Direktion Spezialeinheiten direkt dem Bundesministerium für Inneres unterstellt ist und einen Stützpunkt im Bereich Wien hat. In den Einsatzlagen, in denen die primäre Zuständigkeit in den Aufgabenbereich der Cobra fällt, z. Bsp. Geiselnahmen, Terrorlagen, etc., übernimmt die WEGA, die durch ihren Streifendienst in aller Regel als erste am Einsatzort ist, die Aufgabe, die Lage so weit wie möglich zu stabilisieren und anschließend den Einsatz an die Cobra zu übergeben. Ist dies allerdings nicht möglich, weil ein sofortiges Einschreiten zur Abwehr von Gefahren für Menschen notwendig wird, hat die WEGA selbstständig einzuschreiten.Eine weitere Aufgabe der WEGA ist der Spezialeinsatz im Großen Sicherheits- und Ordnungsdienst (GSOD). Hier hat die WEGA ihre Zuständigkeit nicht nur auf den Bereich Wien beschränkt, sondern wird bundesweit bei Großveranstaltungen wie Demonstrationen, Sportveranstaltungen usw. eingesetzt. Die Aufgabe der WEGA ist es, bei unfriedlichen Entwicklungen mit speziellen Einsatztaktiken und Einsatzmitteln, Ausschreitungen zu verhindern, bzw. zu beenden.Ein weiterer großer Arbeitsbereich der WEGA ist das sogenannte Einsatztraining von Polizisten der Landespolizeidirektion Wien und die Ausbildung aller Angehörigen des Bundesgebietes für den Bereich des GSOD. An letzterer nehmen nicht nur österreichische Polizisten teil, sondern auch Hospitanten aus dem Ausland und Angehörige der Militärpolizei.Aus den Aufgaben der WEGA ergibt sich, dass die Dienstzeiten für die Polizisten häufig schwer planbar sind und die WEGA-Beamten zusätzlich zu ihrem Regeldienst vielfach zu Überstundenleistungen herangezogen werden. Der grundsätzliche Dienst bei der WEGA ist nach dem Prinzip aufgebaut, dass auf 12 Stunden Dienst 24 Stunden Freizeit folgen. Doch viele Einsätze müssen spontan und über die Normaldienstzeit hinausgehend bewältigt werden. Schließlich können bei Großeinsätzen, wie etwa der Sicherung des G20-Gipfels in Hamburg, zu der 74 WEGA-Beamte beordert waren, Freistunden auch für mehrere Tage gänzlich entfallen. Die Polizisten müssen also jederzeit und auch unter äußerst schwierigen Bedingungen einsatzbereit sein.Aus diesem Grund fordert bereits das einwöchige Auswahlverfahren für die Spezialausbildung den jährlich gut 100 Bewerbern einiges ab. Voraussetzung für eine Bewerbung ist der erfolgreiche Abschluss der Polizeigrundausbildung, eine mindestens zweijährige Dienstzeit im exekutiven Außendienst, keine disziplinäre Vorbelastung und ein Höchstalter von 35 Jahren. Um ihre körperliche Fitness unter Beweis zu stellen müssen die Interessenten zunächst einen Lauf-Test und anschließend ein sechsteiliges Training bestehend aus Klimmzügen, Sit-ups, einem Weitsprung im Stand, Liegestütz, einem Lauf-Parcours mit einer 50 kg wiegenden Puppe auf den Armen und einen Kreislaufbelastungstest absolvieren. Abgeschlossen wird der sportliche Teil des Verfahrens durch ein Schießtraining mit der Dienstpistole und eine Analyse des taktischen Könnens des Bewerbers. Im zweiten Schritt folgt ein Stresstest am Computer. Den Abschluss des Auswahlverfahrens bildet eine einstündige, kommissionelle Prüfung. Hierbei besteht das Prüfungskomitee aus einem Mitglied des Kommandos, einem Vertreter des psychologischen Dienstes sowie einem Ausbilder. Oberst Albrecht ist es besonders wichtig, dass die Bewerber während ihres Interviews keine „sozial verträglichen“ Antworten geben, sondern authentisch und ehrlich auftreten. „Es gibt hier keine richtige oder falsche Antwort auf die gestellten Fragen. Wichtig ist, dass der Bewerber die Antwort gibt, die seiner Einstellung und Wertehaltung entspricht und diese auch argumentieren kann.“, formuliert Oberst Albrecht die Ausrichtung des Interviews. Auf jeder Stufe des Auswahlverfahrens muss der Kandidat ein gewisses Punktelimit erreichen. Schafft er dieses nicht, wird er zu den weiteren Prüfungen nicht zugelassen. In den letzten Jahren hat sich jeweils ein Viertel bis ein Fünftel der Bewerber für den Basisausbildungslehrgang der WEGA qualifiziert. Die Basisausbildung bei der WEGA dauert insgesamt 6 Monate.Bei rund 1000 Zugriffen pro Jahr hat die WEGA in der ganzen Geschichte ihres Bestehens, also seit 1955, noch keinen einzigen im Dienst getöteten Kollegen beklagen und nur sehr selten von der Schusswaffe Gebrauch machen müssen Allerdings sei der Gebrauch von Schusswaffen während eines Einsatzes, laut Oberst Albrecht, immer eine Zäsur für die betroffenen Beamten. Gleichzeitig zeigen derartige Vorfälle aber auch immer, dass man in derartigen Krisen sehr einfühlsam und unterstützend miteinander umgeht.Mit ihrem Gründungsjahr 1955 zählt die WEGA zu den ältesten Spezialeinheiten Europas. Oberst Ernst Albrecht trat der WEGA 1995 bei, fungierte zuerst als Kompaniekommandant, dann als Ausbildungsoffizier und stellvertretender Kommandant der WEGA und wurde 2006 zum Kommandanten der WEGA bestellt.
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