Giftmord an Schlossermeister

Wien 1921: Eine Serie an Diebstählen machte sich in der Werkshalle des Schlossermeisters breit. Als der Schlosser die Polizei einschaltete und seinen Verdacht gegen einen Arbeiter äußerte, war das sein Todesurteil.Ein gelernter Friseur arbeitete als Hilfsarbeiter in einer Metallwarenfabrik. Kurz nach seinem Dienstantritt häuften sich plötzlich Diebstahlsfälle in dem Unternehmen. Zuerst fehlten Werkzeug und Arbeitsgeräte, später sogar Bargeld aus den Taschen der Arbeiter. Als die prallgefüllte Brieftasche des Schlossers gestohlen wurde, verständigte er die Polizei. Sein Verdacht fiel auf den gelernten Friseur, da es bis zu seiner Einstellung keine Diebstahlsvorfälle gegeben hatte. Der Hilfsarbeiter leugnete die Tat, hatte jedoch Angst vor weiteren Ermittlungen.Jeden Vormittag ließ sich der Schlosser von einem Hilfsarbeiter seine Vormittagsjause und einen halben Liter Wein bringen, wie auch an dem Tag des 23. Septembers 1921. Während der Jause musste der Schlosser für einen Augenblick weg und ließ seine Weinflasche unbeobachtet stehen. Diese Gelegenheit nützte der gelernte Friseur und warf Zyankalitabletten in die Flasche. Kurz darauf kam der Schlosser zurück und nahm einen kräftigen Schluck aus der Flasche. Plötzlich stürzte der Mann mit krampfhaftem Zucken zu Boden, bis dieser nach wenigen Minuten verstarb.Der herbeigerufene Arzt konnte nur noch den Tod des Schlossers feststellen. Vergiftet durch Zyankali. Die Polizei ermittelte, neben den Diebstählen, nun auch wegen Mordes in der Fabrik. Arbeiter erzählten der Polizei, dass sie den gelernten Friseur dabei gesehen hätten, dass er die geleerte Weinflasche weggeworfen habe. Als die Polizisten den Hilfsarbeiter daraufhin ansprachen, begann dieser zu zittern und legte ein volles Geständnis ab.Der Hilfsarbeiter wurde schuldig gesprochen und zu zwanzig Jahren schweren Kerkers verurteilt.Quelle: Edelbacher, Maximilian; Seyrl, Harald (2004): Tatort Wien, Band 1: Die Zeit von 1900 – 1924 Edition Seyrl, Wien – Scharnstein