Bereits zum vierten Mal fand am 26. November 2019 in den Räumen der Landespolizeidirektion Wien eine Diskussionsveranstaltung des Referates Minderheitenkontakte statt. Das Thema lautete: „Gelingende Kommunikation zwischen gehörlosen Menschen und Polizei.“In Österreich gibt es derzeit rund 10.000 gehörlose Menschen. Rechnet man die Zahl der von Schwerhörigkeit Betroffenen hinzu, kommt man auf eine Anzahl von rund einer Million Menschen mit Hörbeeinträchtigung. Da die Kommunikation zwischen gehörlosen Menschen und Polizisten, etwa im Zuge einer Ausweiskontrolle, mitunter schwierig sein kann, lud das Referat Minderheitenkontakte Vertreter von Gehörlosenorganisationen und Vertreter der Exekutive sowie des Bundesministeriums für Inneres zu einem Vernetzungsabend ein. Dabei sollten gemeinsam Probleme besprochen und nach Lösungen gesucht werden.Anwesend waren Mitarbeiter des Österreichischen Gehörlosenbundes (ÖGLB), des Österreichischen Hilfswerks für Taubblinde (ÖHTB), des Wiener Taubstummen-Fürsorgeverbands (WITAF) und des Schulungszentrums Equalizent. Neben dem Behindertenbeauftragten des Bundesministeriums für Inneres, Herr Dr. Wolfgang WILLI waren von Seiten der Landespolizeidirektion Wien der Leiter des Büros Organisation, Strategie und Dienstvollzug, Herr Generalmajor Karlheinz DUDEK, die Leiterin der Bürgerinformation, Frau Oberrätin Michaela SCHULA und Herr Oberstleutnant Alfred MUSSMANN vom Stadtpolizeikommando Brigittenau anwesend.In seiner Begrüßungsrede betonte Herr Generalmajor DUDEK die Wichtigkeit einer „Polizei für alle.“ Gerade die Kommunikation zwischen Polizisten und Gehörlosen oder Schwerhörigen sei oft schwierig. Deshalb sei es umso wichtiger, dass alle Hierarchie-Ebenen der Wiener Exekutive für eine Diskussion und Vernetzung mit Gehörlosenorganisationen anwesend seien.Anschließend waren alle Diskussionsteilnehmer zu einem vom Schulungszentrum Equalizent entwickelten Warm-up eingeladen, welches einfache Gebärden sowie – mittels Ohrstöpseln – das Gefühl von Gehörlosigkeit vermitteln sollte.In der Diskussion waren vier Fragen von zentraler Bedeutung:1. Welche Probleme gibt es bei Amtshandlungen in der Kommunikation zwischen Polizisten und gehörlosen Menschen? 2. Was könnte man in der Ausbildung von Exekutivbeamten verbessern, um sie verstärkt für die Lebenswelt von Gehörlosen zu sensibilisieren?3. Welche Probleme gibt es mit dem österreichweiten Gehörlosennotruf und wie könnte man diese beheben?4. Welche Arbeitsmöglichkeiten könnte es für Gehörlose bei der Wiener Polizei und im Bundesministerium für Inneres geben?Von mehreren der gehörlosen Diskutanten wurden Situationen geschildert, in denen Polizisten entweder nicht gleich verstanden, dass sie es mit einer gehörlosen Person zu tun hatten oder nicht klar war, wie sie einen Dolmetscher für die Österreichische Gebärdensprache (ÖGS) bestellen sollten. Übersetzungen durch Bezugspersonen der gehörlosen Person, so versicherte Herr Dr. WILLI, würden nur im absoluten Notfall durchgeführt werden und dienten lediglich einer ersten Informationsbeschaffung. Beim Erstkontakt mit einem Polizisten könnte ein Kärtchen mit dem Hinweis „Ich bin gehörlos“ helfen.Für die Aus- und Weiterbildung von Exekutivbeamten konnten viele der Teilnehmer sich eine Art E-Learning-Modul vorstellen. Dieses könnte mittels Bildern, praktischen Übungen und Videos Basisinformationen über die Belange von Gehörlosen sowie die wichtigsten Gebärden vermitteln.In Bezug auf den Gehörlosennotruf ist es essenziell wichtig, dass auf eingehende Fax- oder SMS-Nachrichten rasch reagiert wird. Einlangende Fax-Nachrichten werden deshalb bereits automatisch in Mails umgewandelt, welche auch rund um die Uhr gelesen werden. Eine für 2021 geplante EU-Novelle sieht darüber hinaus vor, dass bis 2025 alle Telefonanbieter eine Möglichkeit zur visuellen Kommunikation mit dem Polizeinotruf anbieten müssen.Zu den Arbeitsplatzmöglichkeiten für Gehörlose wurde festgestellt, dass es in der Exekutive selbst zwar keine Möglichkeiten gibt, im Innendienst und der Verwaltung allerdings sehr wohl.Die Beamten der Wiener Polizei bedanken sich bei ihren Gästen für das rege Interesse und hoffen auf weitere gute Zusammenarbeit!
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Gehörlose Menschen und Polizei
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