Ein Fahrrad – koste es, was es wolle

Wien 1924: Ein 17-jähriger Lehrling wollte unbedingt ein Fahrrad haben. Schon mehrere Male versuchte er eines zu stehlen. Doch nie gelang ihm die Tat. Am 11. April 1924 sollte es endlich soweit sein. Im 8. Wiener Gemeindebezirk schlug der Täter in der Florianigasse zu.Ein 63-jähriger Mechanikermeister war noch in den Abendstunden des 11. Aprils 1924 in seiner Werkstatt in der Florianigasse beschäftigt, als der junge Schusterlehrling den Raum betrat. Seit Monaten schmiedete der Täter an seinen Plan, ein Fahrrad vom Mechanikermeister zu stehlen. Koste es, was es wolle – war die Devise des jungen Mannes. Unter meuchlerischer Art und Weise ermordete der 17-jährige Bursche den nichtsahnenden Fachmann.Der Mord blieb nicht lange unentdeckt. Mit dem gestohlenen Fahrrad wurde der Täter von der Polizei entdeckt. Der Schusterlehrling erzählte, dass er das Fahrrad von zwei Jugendlichen zum Kauf angeboten bekommen hätte, die jedoch weggelaufen wären, als die Polizei kam. Doch Blutspuren am Fahrrad und auf dessen Kleidung überführten ihn als Täter.Der 17-jährige wurde zu acht Jahren schweren Kerker verurteilt. Aufgrund einer Weihnachtsamnestie im Jahr 1928 wurde der Lehrling begnadigt. Doch zwei Jahre später stand der junge Mann wieder vor Gericht. Dieses Mal wegen eines Diebstahls.Quelle: Edelbacher, Maximilian; Seyrl, Harald (2004): Tatort Wien, Band 1: Die Zeit von 1900 – 1924 Edition Seyrl, Wien – Scharnstein