Der Nebenbuhler

Wien 1936: Schüsse waren in den Vormittagsstunden auf der „Philosophenstiege“ bei der Wiener Universität zu hören. Was war am 22. Juni 1936 geschehen?Zur Vorgeschichte: Ein Deutscher Physiker und Philosoph lehrte an der Universität Wien. Ein Student war stets als fleißiger Zuhörer bei seinen Vorlesungen vertreten. Der Student verliebte sich in eine Studienkollegin. Zuerst sah es aus, als würde sie seine Zuneigung erwidern. Doch eines Tages sagte die junge Frau, dass der Professor sich in sie verliebt habe und sie den jungen Studenten nur als Kollege ansehe.Der junge Mann war am Boden zerstört und spürte ein Verlangen nach Rache. Mehrmals bedrohte er den Professor. Der Philosoph ließ den jungen Mann in eine Psychiatrie einweisen. Nach der Entlassung versuchte der ehemalige Student in Vortragstätigkeiten Fuß zu fassen. Doch der Professor war Gründer des „Wiener Kreises“ und somit in der Gesellschaft sehr vernetzt. Jede Bewerbung von dem jungen Mann als Vortragender in einer Hochschule wurde durch den Professor vereitelt.Neben der verschmähten Liebe litt der junge Mann an wirtschaftlicher Not, sodass er den Mord an den Professor plante. Frühmorgens am 22. Juni 1936 versteckte er sich im Stiegenhaus der Universität und wartete auf seinen Nebenbuhler. Als der Philosoph die Hauptstiege, die sogenannte „Philosophenstiege“, betrat, stürmte der junge Mann auf ihn, zückte eine Pistole und schoss mehrmals auf den Professor. Noch am Tatort starb der Philosoph.Der Täter ließ sich widerstandslos von der Polizei festnehmen. Der Mörder wurde zu zehn Jahren schweren Kerker verurteilt. Bereits zwei Jahre später verließ der Mann auf Bewährung die Haftanstalt.Quelle: Seyrl, Harald (2007): Tatort Wien, Band 2: Die Zeit von 1925 – 1944 Edition Seyrl, Wien – Scharnstein

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