Wien 1914: Die Zeiten waren hart. Jedes erarbeitende Geld wurde gespart. Doch eine Person wollte davon nichts wissen. Der vorbestrafte Täter machte nicht einmal vor der eigenen Familie halt.Eine Familie lebte mit ihren vier Kindern in der Löschenkohlgasse in Wien Penzing. Die Eltern waren fleißiger Arbeiter und verdienten ihr Geld, um sich und ihre Kinder zu versorgen. Doch ein Familienmitglied war trotz guter Bildung faul und arbeitsscheu. Der 43-jährige Mann war ganz anders als seine Schwester. Er geriet öfters mit dem Gesetz in Konflikt und lieh sich lieber Geld von seiner Schwester als eine Arbeit zu suchen.Am 14. Dezember 1914 befand sich die 13-jährige Nichte allein in der Wohnung. Ihre Eltern waren arbeiten und ihre jüngeren Geschwister in der Schule. Plötzlich klopfte es an der Tür. Ihr Onkel stand vor ihr und betrat die Wohnung. Der Mann wusste, dass seine Schwester und sein Schwager nicht zu Hause waren. Der Verwandte lockte seine Nichte zum Divan, in dem sich das Geld der Eltern befand. Hinterlistig und skrupellos, wie er war, schnappte er sich ein Küchenmesser und schnitt dem armen Mädchen die Kehle von hinten durch.Einige Minuten später verließ er seelenruhig die Wohnung, wobei ihn Nachbarn dabei beobachteten. Die Geschwister kamen von der Schule nach Hause, doch ihre Schwester öffnete ihnen nicht. Eine Nachbarin brach die Tür mit einem Schürhaken auf. Als die Geschwister die Wohnung betraten, stießen sie mit Entsetzen zurück. Ihre Schwester war tot.Dank der aufmerksamen Zeugen stand der Mörder gleich fest. Der Onkel wurde in einem Männerheim festgenommen. Er gab zu, seine Nichte ermordet und zwei Kronen aus einer Schatulle gestohlen zu haben. Am 10. April 1915 wurde der Täter wegen Raubmordes zu Tode verurteilt. Die Verteidigung zog das Verfahren immens in die Länge, sodass das Urteil nicht mehr vollstreckt werden konnte.Quelle: Edelbacher, Maximilian; Seyrl, Harald (2004): Tatort Wien, Band 1: Die Zeit von 1900 – 1924 Edition Seyrl, Wien – Scharnstein
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