Missstände bei Tierhaltern in der Oststeiermark

Missstände bei Tierhaltern in der Oststeiermark St. Margarethen an der Raab. – Gravierende Missstände deckten Polizei und Behörden in der Oststeiermark auf. Ein Jahr lang ermittelten sie gegen zwei Tierhalter im Bezirk Weiz. Die Vorwürfe reichen von mehrfacher Tierquälerei und Umweltgefährdung bis hin zu zum Verdacht der Kindeswohlgefährdung.Bereits seit Jänner 2024 laufen Ermittlungen der Polizeiinspektion St. Margarethen an der Raab in Zusammenarbeit mit Umwelt-Ermittlern des Landeskriminalamtes (LKA) Steiermark und der Bezirkshauptmannschaft (BH) Weiz gegen eine 46-Jährige und einen 58-Jährigen aus dem Bezirk Weiz. Auslöser war eine anonyme Anzeige wegen des Verdachts mangelhafter Tierhaltung am landwirtschaftlichen Anwesen der beiden. Erste Kontrollen im Jänner 2024 mit dem Veterinär- sowie dem Umwelt- und Agrarreferat der BH bestätigten rasch gravierende Missstände. Weitere monatelange Ermittlungen deckten offenbar systematische Verstöße auf, darunter mehrfach dokumentierte Tierquälerei und Umweltgefährdung. Hinzu kamen der Verdacht auf Kindeswohlgefährdung sowie mehrere Betrugsdelikte in Zusammenhang mit unbezahlten Tierarztrechnungen.Erschreckende Zustände bei TierhaltungDie Ermittlungen offenbarten gravierende Missstände bei der Tierhaltung. So standen etwa Pferde im bis zu 30 Zentimeter tiefen Dreck im Stall und litten schwer an vernachlässigter Hufpflege. Auf abgegrasten und überfluteten Koppeln fanden Behörden abgemagerte und verletzte Pferde. Darunter ein früheres Dressurpferd mit schmerzhaften, eiternden Hufabszessen. In die Hufe gewachsene Steine waren laut einem Gutachten ursächlich dafür. Auch ein Pony-Wallach war stark abgemagert und wies ausgebrochene Hufe auf. Hunde wurden in dunklen und mit Fäkalien verunreinigten Räumen gehalten – etwa in einem Erdkeller oder einem gerade einmal 2,5m² großen Heizraum, der mit Müll und Gartengeräten vollgestellt war. Kaum Bewegungsfreiheit hatten zwei Terrier in einer Hundebox. Eine weitere Hündin hatte offene Wunden und eine Lähmung an den Hinterläufen. Insgesamt stießen die Behörden neben etwa 100 Hühnern und zwei Schafen nach und nach auf neun Hunde und 25 Pferde. Trotz mehrfacher behördlicher Auflagen verschlechterte sich deren Zustand zusehends. Mehrere behördliche Tierabnahmen waren die Folge.Auch Umwelt gefährdetDie Umweltgefährdungen waren nicht minder besorgniserregend. Ein großflächiger Misthaufen verursachte durch austretende Jauche und Sickersäfte erhebliche Belastungen des Bodens und der Gewässer. Obwohl die Bezirkshauptmannschaft mehrmals zur Behebung aufforderte, wurden keine Maßnahmen ergriffen. Ein Sachverständigengutachten attestierte schließlich eine wissentliche Umwelt- und Gewässergefährdung. Zusätzlich deckten die Ermittlungen Gefahren durch eingestürzte Nebengebäude und große Mengen brennbaren Mülls im Bereich eines Heizraums auf, die auch baupolizeiliche Maßnahmen der örtlichen Gemeinde erforderlich machten.Kindeswohl in GefahrAuch die vier im Haushalt lebenden Kinder waren in einem stark verwahrlosten Umfeld Gefährdungen ausgesetzt. Sie lebten in Zimmern mit Müll, Schmutz und Gerümpel. Schlafmöglichkeiten wurden als unzureichend beschrieben: Zwei Kinder schliefen gemeinsam im Bett des vollgestellten und unordentlichen Kinderzimmers – die anderen beiden im Stockbett eines vollgeräumten Durchgangszimmers. Sanitäre und hygienische Zustände waren prekär. Beamte hatten unter anderem Ungeziefer auf verunreinigtem Geschirr mit Speiseresten festgestellt. Hinweise auf eine Kindeswohlgefährdung führten auch zu Interventionen der Kinder- und Jugendhilfe der BH Weiz. Unterstützungsangebote oder Hilfen wurden jedoch nur spärlich angenommen oder überhaupt abgelehnt. Zudem verweigerten die Betroffenen zum Teil die Mitwirkung an der eingeleiteten Gefährdungsabklärung der Kinder- und Jugendhilfe, indem sie vor Abklärung mit den Kindern nach Deutschland verzogen. Deutsche Behörden wurden diesbezüglich bereits umfassend über das Verfahren und die Gefährdungsfaktoren informiert.Erschwerte Ermittlungen: Zahlreiche AnzeigenGenerell wurden die Ermittlungen im gegenständlichen Fall durch gezielte Behinderungen und Täuschungsversuche erschwert. Die Verdächtigen verschwiegen Standorte der Tierhaltung, versteckten Tiere an unbekannten Orten und bekämpften Bescheide, wie das behördliche Tierhalteverbot, bis zum Landesverwaltungsgericht (LVwG). Trotz dieser Hindernisse gelang es den Behörden durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Polizei, Bezirkshauptmannschaft und Sachverständigen, die zahlreichen Verstöße aufzudecken. Wie die Ermittlungen zeigten, standen die Verdächtigen bereits in Niederösterreich wegen ähnlicher Vorwürfe im Fokus der Behörden. Eine dortige Landwirtschaft wurde 2022 nach mehreren Anzeigen aufgelassen. Auch in der Steiermark erwarten die beiden nun zahlreiche Anzeigen und strafrechtliche Konsequenzen.Presseaussendung vom 24.01.2025, 07:49 UhrReaktionen bitte an die Redaktion.  zurück