„Der Papa wird’s schon richten“
Papamonat, Väterkarenz, Elternteilzeit: Drei unserer „Polizei-Papas“ haben diese drei Möglichkeiten in Anspruch genommen, um mehr bei ihren Familien zu sein. Anlässlich des heutigen Vatertags haben wir uns mit ihnen über ihre Erfahrungen, die Vorteile und Herausforderungen, welche diese Entscheidungen mit sich gebracht haben, unterhalten. Kollege Wolfgang Fischer versieht seinen Dienst auf der Polizeiinspektion Strass und hat den Papamonat bereits zwei Mal in Anspruch genommen. Wie er die Zeit erlebt hat, verrät er uns hier: Warum haben Sie sich entschieden, den Papamonat in Anspruch zu nehmen? Ich bin stolzer Vater von drei Kindern. Leider verabsäumte ich den Papamonat bei meinem ersten Tochter.Beim zweiten und dritten Kind habe ich den Papamonat jedoch in Anspruch genommen. Diese besonderen, mit nichts zu vergleichenden Augenblicke einer Geburt, sollte man ausgiebig genießen können. Hierfür ist der Papamonat eine gute Gelegenheit. Im Papamonat ist man ja nach der Entbindung zuhause, haben Sie und Ihre Frau dies als Erleichterung im neuen Alltag erlebt bzw. welche Vorteile bringt es aus Ihre Sicht mit sich? Bei meinem ersten Papamonat (Geburt der zweiten Tochter) wurde mir viel Zeit auch mit meiner Erstgeborenen geschenkt. Und beim zweiten Papamonat (Geburt des Sohnes) konnte ich viel Zeit mit meinen beiden Töchtern verbringen. Und der größte Vorteil ist, die Kindesmutter bei diversen Arbeiten mit dem Neugeborenen zu unterstützen. Würden Sie anderen Männern den Papamonat ans Herz legen und wenn ja, warum? Auf jeden Fall „Ja“! Vater zu werden ist ein ganz besonderer Moment, welchen man bewusst erleben sollte. Dies ist leider nicht so einfach, wenn man mitten im Dienstbetrieb steckt. Ein Monat ist schnell vorüber, war es schwer für Sie, anschließend wieder zurück in den Dienst zu gehen? Ja und nein. Natürlich wäre man lieber noch länger zu Hause geblieben und hätte diese familiäre Zeit gerne länger genossen. Auf der anderen Seite freut man sich wieder auf seine Kolleg:innen und geht mit vollem Elan zurück in den Dienst. Wie haben Ihre Kolleg:innen darauf reagiert, dass Sie den Papamonat in Anspruch nehmen wollen? Dienstlich gesehen bedeutet das Fernbleiben eines Kollegen, auch wenn es nur ein knappes Monat ist, für die anderen immer auch einen gewissen Mehraufwand und ist mit Überstunden verbunden. Aus menschlicher Sicht jedoch, hat jeder dafür Verständnis und freut sich mit einem. Stephan Überbacher entschied sich dafür, in Elternkarenz zu gehen. Zwei Monate war er dafür bei seiner Familie zuhause und weiß über spannende Erlebnisse zu berichten: Warum fiel bei Ihnen der Entschluss, in Elternkarenz zu gehen? Mir war es immer wichtig, dass unsere Tochter zu beiden Eltern von Beginn an eine gleich starke Beziehung hat. Somit war es für mich selbstverständlich diese Möglichkeit zu nutzen. Ich habe gar nicht darüber nachgedacht, dies nicht zu tun. Was sagte Ihr Umfeld dazu? Diese Entscheidung war weder für meine Vorgesetzten noch für meine Kolleg:innen ein Problem. Wie waren die ersten Tage zu Hause bei der Familie? Es war ehrlich gesagt keine große Umstellung für mich, da ich mich bereits in der Zeit vor meiner Karenz immer stark eingebracht habe und versucht habe, möglichst viel zu Hause bei meiner Familie zu sein. Windeln zu wechseln oder „Flascherl“ zu geben war für mich kein Neuland. Da ich gewusst habe, was mich erwartet, konnte die Zeit wirklich sehr genießen. Wie war es danach, als Sie wieder in den Beruf eingestiegen sind? Da ich nur zwei Monate lang in Väterkarenz war, war der Wiedereinstieg in den Dienst kein großes Problem für mich – obwohl es anfangs schon etwas ungewohnt war, mehr als zwölf Stunden von meiner Tochter getrennt zu sein. Man wird die ständige Nähe zu seinem Kind einfach so schnell gewohnt, dass man in den ersten Tagen das Gefühl hat, etwas würde einem fehlen. Was war das Wertvollste an der Väterkarenz für Sie? Das Wertvollste für mich war, so viel Zeit zusammen mit dem Kind zu haben, in der man sich NUR auf das Kind konzentrieren kann und sich mit nichts Dienstlichem befassen muss. Würden Sie sich wieder für diese Modell entscheiden? Ja, auf jeden Fall. Ich möchte auch zusätzlich noch anmerken, dass der Dienstgeber Mitarbeiter voll und ganz unterstützt, wenn es um die Betreuung eines Kindes geht. Meine Freundin hatte in den ersten zwei Lebensjahren unserer Tochter insgesamt drei längere Krankenhausaufenthalte. Um meine Tochter in dieser Zeit betreuen zu können wurde ich nach allen Möglichkeiten des BDG (Pflegefreistellung, Sonderurlaub, usw.) vom Dienstgeber unterstützt. Angefangen von den Kollegen, bis hin zum Dienststellenleiter mit Berücksichtigung in der Dienstplanung und auch kurzfristigen Urlaubsansuchen wurde auf mich in dieser Zeit stark Rücksicht genommen. Auch seitens meines Bezirkspolizeikommandanten und der Landespolizeidirektion erhielt ich volle Unterstützung. Ich bin dafür immer noch sehr dankbar. Karenz und die damit verbundene Kinderbetreuung sind in Österreich doch eher Frauensache. Was denkst du, woran es liegt, dass nicht mehr Männer in Karenz gehen? Ich denke, es gibt momentan einen gesellschaftlichen Wandel. Früher war es sicher so, dass es die klassische Mann-Frau-Rollenverteilung gab und der Mann in die Kindererziehung weniger eingebunden war. Heutzutage bemerke ich schon, dass sich der Großteil der Männer – zumindest was meinen Freunden und Bekanntenkreis angeht – in die Kindererziehung als gleichberechtigter Part einbringt. Ich denke, die Entscheidung in Karenz zu gehen ist für einen Beamten einfacher, weil man weiß, dass diese vom Dienstgeber akzeptiert wird. Ich bezweifle, dass das in allen Bereichen der Privatwirtschaft auch so ist. Ihr Rat an alle Männer da draußen: Wie gelingt ein guter Start in die Elternkarenz? Bezüglich der Karenz rate ich jedem Vater diese Möglichkeit in Anspruch zu nehmen. Man hat die Chance sich so lange und so intensiv mit seinem Kind zu beschäftigen und eine vielleicht noch intensivere Bindung aufzubauen. Ich bin generell der Meinung, dass man, wenn man ein Kind hat, versuchen sollte – gerade in der Anfangszeit – so viel Zeit wie nur irgendwie möglich mit dem Kind zu verbringen. Die Zeit vergeht so schnell und nachholen kann man dies nie mehr.Abgesehen von der Karenz ist mein Rat an alle zukünftigen Väter, dass sie sich von Anfang an in die Kinderbetreuung und Erziehung einbringen sollten und dass es auch für einen Mann möglich ist, in der Nacht aufzustehen, um Windeln zu wechseln oder ein „Flascherl“ zu geben. Meiner Meinung nach darf man vor nichts, was das Kind anbelangt, Scheu haben, man sollte sich in jegliche Bereiche einbringen und sich als eine mit der Mutter gleichberechtigte Bezugsperson sehen und sich auch dementsprechend verhalten.Wenn man das beherzigt, wird es auch garantiert einen guten Start ohne Überraschungen in die Karenz geben und man kann die gemeinsame Zeit in vollen Zügen genießen. Für Philipp Albrecher ging es vor Kurzem in Elternteilzeit. Seither übernimmt er einen großen Teil bei der Betreuung seines Sohnes. Ob ihm seine neue Rolle gefällt? Wir haben nachgefragt. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, in Elternteilzeit zu gehen? Bereits während der Schwangerschaft haben wir uns überlegt, wie wir die Kinderbetreuung am besten organisieren können. Da meine Frau in der Privatwirtschaft im gehobenen Management tätig ist, war mir schnell klar, dass ich meinen Beitrag dazu leisten möchte. Wie ist diese Entscheidung in deinem beruflichen aber auch privaten Umfeld angekommen? Im beruflichen Umfeld bin ich sofort auf Verständnis gestoßen. Privat haben Freunde und Bekannte überrascht reagiert, da es nach wie vor eher ungewöhnlich ist, dass der Vater den Hauptteil der Kinderbetreuung übernimmt. Mittlerweile ist es allerdings völlig normal, dass ich in Elternteilzeit bin. Welche Herausforderungen ergaben sich dadurch? Haushalt und Kinderbetreuung unter einen Hut zu bekommen und die Organisation des Tagesablaufs: Es sind völlig neue Aufgaben zu bewältigen und ich habe ein anderes Bild davon bekommen, was Frauen mit dieser Doppelbelastung jeden Tag leisten. Wenn dich jemand fragt, wo würdest du sagen, liegen die Vorteile in der Elternteilzeit? Die Vorteile liegen klar in der engen Bindung zum Kind, die sich dadurch entwickelt. Ich bekomme so viel von der Entwicklung mit, das möchte ich nicht missen. Ein weiterer Vorteil ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Vor allem im öffentlichen Dienst sehe ich da eine echte Chancengleichheit auch in Bezug auf die langfristige Karriereplanung. Würdest du dich wieder für dieses Modell entscheiden? Jederzeit. Ich lege es jedem Kollegen ans Herz, diese Chance zu nutzen und Elternteilzeit in Anspruch zu nehmen, vorausgesetzt es ist für beide Partner passend. Wenn die Frau im Beruf bleiben möchte, ist es eine echte Unterstützung.