Unterstützung von Kollegen für Kollegen
Gemäß diesem Motto arbeitet der „Peer Support“der Polizei bereits seit den 90er-Jahren. Bei den Peers handelt es sich um speziell ausgebildete Polizisten, die als „Gleichgesinnte“ ihre Kollegen nach belastenden Ereignissen unterstützen. Da sie aus demselben beruflichen Umfeld kommen, wie jene, an die sich das Unterstützungsangebot richtet, kennen sie die Problemstellungen des Berufs, sprechen dieselbe „Sprache“ und bringen selbst Einsatzerfahrung mit.All das erleichtert den Zugang und den Entschluss, das Hilfsangebot anzunehmen.Der Psychologische Dienst des BMI leitet und koordiniert bundesweit den „Peer-Support“ bei der Exekutive. Derzeit sind 80 Polizistinnen und Polizisten vom Psychologischen Dienst als Peers ausgebildet. Weitere 15 werden in den kommenden Wochen ausgebildet. Dabei wird insbesondere die Ausweitung der Peers auf die Bildungszentren forciert, da dem Psychologischen Dienst eine von Dienstbeginn an umfassende fachkompetente Servicierung von Bediensteten in Hinblick auf Beratung und Betreuung wichtig ist.In Salzburg gibt es derzeit sieben Peers, die im vergangenen Jahr in 53 Fällen aktiv geworden sind. In Einzel- und Gruppengesprächen wurden insgesamt 40 Kollegen betreut. Österreichweit wurden im selben Zeitraum bei 360 Fällen knapp 400 Polizisten von ihren Kollegen nach einem belastenden Ereignis unterstützt.Was als belastendes Ereignis empfunden wird, ist individuell unterschiedlich und hängt neben der Situation auch von der Person selbst ab. Es gibt jedoch Amtshandlungen und Einsätze, die besonders geeignet sind, Belastungen hervorzurufen. Dazu zählen beispielsweise Waffengebräuche, Großschadensereignisse aber auch emotional fordernde Situationen mit Opfern oder Angehörigen.Peers stehen auch in anderen Bereichen als Erstansprechpartner zur Verfügung. Nämlich dann, wenn sich einzelne Kollegen wegen dienstlicher Belange oder privater Ereignisse belastet fühlen. Die Aufgabe der Peers besteht darin, den Betroffenen Hilfe bei der Verarbeitung anzubieten. Denn nicht immer gelingt es, das Erlebte nach Dienstschluss einfach abzuhaken und zum Alltag überzugehen.Wichtig ist, dass das Gespräch so rasch wie möglich nach dem Ereignis stattfindet. Der Betroffene kann selber mit dem Peer Support Kontakt aufnehmen. Aber auch den Vorgesetzten kommt dabei eine wichtige Rolle zu: Rückhalt durch sie hat einen wesentlichen Einfluss auf die weitere Situation des Betroffenen. Gleichzeitig sind die Vorgesetzten verpflichtet, die Peers zu verständigen. Diese können aber auch selbst aktiv werden und den Kollegen kontaktieren, wenn sie aus Medien- oder Tagesberichten von einem offensichtlich emotional anspruchsvollen Ereignis erfahren.Alle Polizei-Peers durchlaufen ein Auswahlverfahren und eine dreiwöchige Grundausbildung durch den Psychologischen Dienst des BMI. Während dieser Ausbildung werden sie für die Kollegenunterstützung geschult und intensiv vorbereitet.Nicht nur die Polizei bedient sich einer derartigen internen Einrichtung. Der Psychologische Dienst des BMI bildete über Ersuchen der Stadt Salzburg 15 Feuerwehrmänner der Berufsfeuerwehr Salzburg nach dem „Peer-Support“-Modell der Exekutive aus. Den Teilnehmern wurde in der dreiwöchigen Ausbildung umfangreiches Fachwissen in den Bereichen Stressmanagement, Persönlichkeitspsychologie, Psychotraumatologie, Gesundheitsprävention, Krisenintervention, Interventionstechniken, Ablauforganisation und fachlicher Qualitätseinhaltungsstandards vermittelt. Die Salzburger Berufsfeuerwehr hat dieses Modell der Kollegenhilfe nach dem Muster der Exekutive im März 2016 in Betrieb genommen.