‚Operation Krähe‘

Klärung zahlreicher Einbruchsdiebstähle in Geldausgabeautomaten und zahlreicher anderer Straftaten – Pressekonferenz am 25. November 2019Die beim Landeskriminalamt Niederösterreich eingerichtete Ermittlungsgruppe „Operation Krähe“ konnte nach aufwendigen und intensiven Ermittlungen 13 teils vollendete Einbruchsdiebstähle in Geldausgabeautomaten, 11 Kfz-Diebstähle, sowie zahlreiche Geschäftseinbruchsdiebstähle und Kennzeichendiebstähle klären und 2 Beschuldigte festnehmen.Bereits im März 2019 ereigneten sich in Niederösterreich und Burgenland insgesamt vier versuchte Einbruchsdiebstähle in Geldausgabeautomaten bei Banken und Supermärkten, wobei zu diesem Zeitpunkt durch die ermittelnden Polizeibediensteten weder ein örtlicher noch zeitlicher Zusammenhang zwischen den einzelnen Taten hergestellt werden konnte. Sie stellten zu diesem Zeitpunkt lediglich fest, dass bei diesen Tatorten noch vor der Vollendung des Einbruchsdiebstahls die Bereiche des engeren Tatortes mittels Brandbeschleuniger in Brand gesteckt worden waren.Am 11. April 2019, gegen 03.10 Uhr, kam es erneut zu einem Einbruchsdiebstahl in einen Geldausgabeautomaten im Foyer-Bereich einer Supermarkt-Filiale in Guntramsdorf, Bezirk Mödling. Bei diesem Angriff wurde die Tat vollendet und die Täterschaft konnte eine fünfstellige Bargeldsumme erbeuten. Nach Beendigung des Angriffes wurde der komplette Tatortbereich durch die Täter neuerlich in Brand gesteckt. Aufgrund einer entsprechenden Alarmauslösung konnten die zufahrenden Polizeistreifen noch zwei Tatfahrzeuge auf der Flucht vom Tatort wahrnehmen. Im Zuge der sofortigen Verfolgung wurden aus den Täterfahrzeugen sogenannte Krähenfüße geworfen, die eine weiterführende Nachfahrt durch die Polizei verhinderten, da folglich mehrere Reifen der Dienstfahrzeuge beschädigt wurden. Eine Streife versuchte noch durch das Rammen eines Täterfahrzeuges die weitere Flucht zu verhindern, was allerdings nicht gelang. Kurze Zeit später konnte im Nahbereich der Autobahnraststätte Guntramsdorf eines der Täterfahrzeuge in Vollbrand vorgefunden werden. Wie sich herausstellte, war dieses Fahrzeug kurz vor der Tat in Maria Enzersdorf gestohlen worden.In der Folge kam es am 1. Mai 2019, sowie am 7. Mai 2019 zu neuerlichen Bankomatangriffen bei einer Bankfiliale in Böheimkirchen, Bezirk St. Pölten-Land, und einer Supermarkt-Filiale in Wiener Neustadt, wobei auch hier keinerlei Anhaltspunkte zu den Tätern ermittelt werden konnten. Lediglich die Brandlegung an den Tatorten nach den jeweiligen Einbruchsversuchen, sowie das Anzünden eines gestohlenen Fahrzeuges im Bereich Wiener Neustadt, ergaben Verdachtsmomente eines möglichen Zusammenhanges der Taten.Am 22. Mai 2019, gegen 01.30 Uhr, konnte eine Streife der Polizeiinspektion Brunn am Gebirge im Gemeindegebiet von Brunn am Gebirge, Bezirk Mödling, einen maskierten Mann feststellen, der an einem geparkten Auto hantierte. Bei ansichtig werden der Polizeistreife sprang der Maskierte in einen Pkw und ihm gelang trotz sofort eingeleiteter Fahndungsmaßnahmen eine unerkannte Flucht. Bei den Ermittlungen stellten Polizisten fest, dass der abgestellte Pkw kurz zuvor in Wien gestohlen worden war und es wurde von den ermittelnden Beamten umgehend ein Zusammenhang mit der Serie an Bankomateinbruchsdiebstählen hergestellt.Ein weiterer Bankomateinbruchsdiebstahl wurde am 26. Mai 2019, gegen 01.48 Uhr, bei einer Supermarkt-Filiale in Kottingbrunn, Bezirk Baden, verübt. Dabei wurde die Tat vollendet und der Tatort wiederum in Brand gesteckt. Im unmittelbaren Zusammenhang mit der Tat wurden zwei hochpreisige Pkw gestohlen, zur Tatausführung verwendet und im Anschluss sofort angezündet.Aufgrund der bis zu diesem Zeitpunkt bekannten Fakten, den möglichen Zusammenhängen aufgrund der Vorgangsweise und den Erkenntnissen, dass es sich um eine hochprofessionelle Tätergruppe handelt, die auch für das etwaige Betreten bei der Tatausführung entsprechend vorbereitet ist und keinerlei Ermittlungsansätze bei den einzelnen Taten hinterlässt, wurde mit Ende Mai 2019 ein eigenes Ermittlungsteam beim Landeskriminalamt Niederösterreich eingerichtet, das ausschließlich für die Bearbeitung der angeführten Taten zuständig war und unter dem Namen „Operation Krähe“ agierte.In enger Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Spezialeinheiten der Polizei in Österreich und mit Unterstützung nordamerikanischer und europäischer Polizeieinheiten wurden die bisherigen Erkenntnisse aufgearbeitet und durch Umsetzung operativer Maßnahmen konnte sehr bald festgestellt werden, dass die gegenständliche Tätergruppe aus den östlichen Nachbarländern Österreichs zur Tatausführung anreist und nach den Taten das Land umgehend verlässt.Nach einem weiteren Einbruchsdiebstahl in einen Geldausgabeautomaten am 4. Juni 2019 in Vorchdorf, Oberösterreich, bei dem wiederum die Parallelen zu den bereits abgelaufenen Taten eindeutig hergestellt werden konnten, wurden umfassende Polizeimaßnahmen im Grenzbereich zur Slowakei umgesetzt.Bei einer sodann festgestellten Einreise der Täter nach Österreich in der Nacht zum 3. Juli 2019 wurde durch die Bearbeiter des Landeskriminalamtes Niederösterreich der Zugriff für das Einsatzkommando Cobra freigegeben. Trotz eines massiven Einsatzes der Spezialkräfte konnten sich die Täter nach mehrfachen Widerständen gegen die Staatsgewalt, Kfz-Rammungen, Beschädigungen von öffentlichem Gut und dem Auswerfen von Krähenfüßen der Anhaltung entziehen und gelang eine Flucht nach Ungarn, wobei im Zuge der Verfolgung Höchstgeschwindigkeiten von 250 km/h auf der Autobahn erreicht wurden. Ab diesem Zeitpunkt musste bei jedem Kontakt zwischen der Tätergruppe und der Polizei von einer massiven Gefährdung der eingesetzten Beamten, aber auch von Unbeteiligten, sowie von höchster krimineller Energie ausgegangen werden. Das Gesamtbild ließ auf die höchst professionelle Vorgangsweise der Tätergruppe und den Umstand schließen, dass eine Festnahme den hundertprozentigen Einsatz aller operativen und legistischen Möglichkeiten erfordern wird.Das Ermittlungsteam des Landeskriminalamtes Niederösterreich wurde daher zu einer Ermittlungsgruppe erweitert, wobei Spezialisten aus den Bereichen Ermittlung, Analyse und Technik zusammengezogen wurden und eine explizite und umfassende Aufarbeitung, sowie eine entsprechende taktische Planung zur Ausforschung und Festnahme der Täter unter Beiziehung diverser Spezialeinheiten festgelegt wurde.Bereits am 9. Juli 2019 kam es zur nächsten Tatausführung der Tätergruppe, allerdings in Polen. Auch dort wurde ein Bankomat in einem Einkaufszentrum in Gliwice gewaltsam geöffnet und abschließend der Tatort in Brand gesteckt.In Österreich kam es am 11. Juli 2019 (Supermarkt Oberwaltersdorf) und am 7. August 2019 (Supermarkt Mattersburg) zu neuerlichen vollendeten Angriffen auf die dort befindlichen Geldausgabeautomaten. Durch die bereits umgesetzten polizeilichen Maßnahmen in Verbindung mit der extrem aufwendigen Analyse der tatrelevanten Fakten konnte nach diesem Angriff ein entsprechendes Profiling ermittelt werden. Dadurch konnten folgende Aspekte in die weiteren Fahndungsmaßnahmen einbezogen werden:- Die Tätergruppe agiert aus der Slowakei und besteht aus zumindest 2 unmittelbaren Tätern- Mehrere Personen führen im Hintergrund Logistiktätigkeiten aus- Die Einreise nach Österreich erfolgt in dem Bereich zwischen Berg und Rattersdorf (unzählige Möglichkeiten zum Grenzübertritt auf über 100 Kilometer Grenzlinie)- Zur Anfahrt und zur Flucht zu und von den Tatorten werden ausschließlich gestohlene und hochmotorisierte Fahrzeuge verwendet, wobei in Summe 3 verschiedene Fahrzeuge festgestellt und identifiziert werden konnten. Diese stammen allesamt aus Fahrzeugdiebstählen – Für diese Fahrzeuge werden Kennzeichentafeln in der Slowakei, Tschechien, Österreich und Deutschland gestohlen, die teilweise mehrmals nach nur wenigen Kilometern Fahrt durch andere gestohlene Kennzeichen ausgetauscht werden – Für die Tatausführung bei Bankomateinbruchsdiebstählen werden zusätzlich Fahrzeuge gestohlen, die unmittelbar nach der Tatausführung in Brand gesetzt werden- Alle Bankomat-Tatorte werden beim Verlassen mittels Brandbeschleuniger in Brand gesteckt- Alle Tatorte liegen in Autobahnnähe, um schnell und unerkannt flüchten zu können- Die umliegenden Polizeiinspektionen der späteren Tatorte wurden entsprechend ausspioniert und gegebenenfalls wurden die dort abgestellten Dienst-Kfz kurz vor der Tatausführung manipuliert (Reifenstiche), um ein Einschreiten zu verzögern- Höchste kriminelle Energie beim Kontakt mit der Polizei, ohne Rücksicht auf die Gefährdung Unbeteiligter (zB. Auswerfen von Krähenfüßen auf der Autobahn bei Geschwindigkeiten von weit über 200 km/h)- Jede Straftat wird vorab abgeklärt, jeder Schritt ist abgestimmt und geplant, es wird nichts dem Zufall überlassen, strenge arbeitsteilige Vorgehensweise- International aktiv; Straftaten konnten nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland, Polen, Tschechien und der Slowakei festgestellt werden- Weitere Straftaten gegen fremdes Vermögen.Durch diese Erkenntnisse wurde eine enorme und zielorientierte Einsatzplanung über mehrere Wochen praktisch umgesetzt, bei der täglich mehr als 100 Beamte des Landeskriminalamtes Niederösterreich, der Direktion für Sondereinheiten, der Flugpolizei, sowie Einheiten der Landesverkehrsabteilung Niederösterreich mit gemeinsamer Einsatzleitung, für die Feststellung und Weiterverfolgung der Täter im Einsatz waren.Weiters wurden die operativen Ermittlungstätigkeiten auf die Länder Slowakei und Tschechien erweitert. Gerichtlich bewilligte Maßnahmen, die zur Ausforschung der Täter notwendig waren, wurden in den Ländern Slowakei, Tschechien, Luxemburg, Irland und den USA angeordnet und mittels Rechtshilfe umgesetzt. Das komplette Ermittlungsverfahren wurde von der Staatsanwaltschaft Korneuburg geleitet und akkordiert.All diese Maßnahmen führten schließlich Anfang November 2019 zur Ausforschung von 2 unmittelbaren Beschuldigten, die sich mit einem gestohlenen Pkw auf den Weg zur Verübung einer weiteren Straftat machten und in der Nacht zum 7. November 2019 einen weiteren Angriff auf einen Geldausgabeautomaten in Warschau in Polen verübten.Da aus diesen internationalen Observationserkenntnissen eine entsprechende Beweisführung zu den angeführten Straftaten, die sich über 5 Länder erstreckten, möglich war, wurde am 12. November 2019 ein koordinierter Zugriff mit Festnahme auf den 44-jährigen Beschuldigten durch Beamte der „Ermittlungsgruppe Operation Krähe“ und mit Unterstützung durch die Direktion für Sondereinheiten – Einsatzkommando Cobra in Wien durchgeführt.Bei dem Beschuldigten handelt es sich um einen mehrfach einschlägig vorbestraften slowakischen Staatsbürger, der erst im November 2018 vorzeitig aus der Haft in der Slowakei entlassen wurde. Der Beschuldigte lebte unangemeldet seit Juli 2019 mit seiner Familie in Wien. Seinen Lebensunterhalt dürfte er durch die Begehung von Straftaten finanziert haben. Bei einer angeordneten Durchsuchung seiner Aufenthaltsadresse in Wien konnte noch ein fünfstelliger Bargeldbetrag vorgefunden und sichergestellt werden, der aus dem letzten Einbruchsdiebstahl in einen Geldausgabeautomaten stammen dürfte. Aufgrund der erdrückenden Beweislast zeigte sich der Beschuldigte geständig. Er wurde über Anordnung der Staatsanwaltschaft Korneuburg in die dortige Justizanstalt eingeliefert.Der zweite unmittelbare Beschuldigte, ein 36-jähriger slowakischer Staatsbürger, wurde aufgrund eines Europäischen Haftbefehls der Staatsanwaltschaft Korneuburg am 14. November 2019 in der Slowakei festgenommen und befindet sich seit dem in Auslieferungshaft für Österreich.Durch eine weitere Durchsuchungsanordnung der Staatsanwaltschaft Korneuburg konnte in der Slowakei die versteckte Garage der Tätergruppe durchsucht werden. Hierbei konnte der letztlich verwendete Pkw, der im Juni 2019 in Deutschland gestohlen worden war, sowie umfangreiches Tatwerkzeug und Tatutensilien usw. vorgefunden und ebenfalls sichergestellt werden.Nach derzeitigem Ermittlungsstand können der Tätergruppe folgende Straftaten zugeordnet werden:13 Bankomat-Einbruchsdiebstähle12.03.2019: Bank in Neudorf bei Staatz, Bezirk Mistelbach, NÖ19.03.2019: Lebensmittelgroßhandel in Wiener Neustadt, NÖ22.03.2019: Bank in Kittsee, Bezirk Neusiedl am See, Burgenland28.03.2019: Supermarkt-Filiale in Bruck/Leitha, Bezirk Bruck an der Leitha, NÖ11.04.2019: Supermarkt-Filiale in Guntramsdorf, Bezirk Mödling, NÖ01.05.2019: Bank in Böheimkirchen, Bezirk St. Pölten-Land, NÖ07.05.2019: Lebensmittelgroßhandel in Wiener Neustadt, NÖ26.05.2019: Supermarkt-Filiale in Kottingbrunn, Bezirk Baden, NÖ04.06.2019: Supermarkt-Filiale in Vorchdorf, Bezirk Gmunden, OÖ09.07.2019: Einkaufszentrum in Gliwice/Polen11.07.2019: Supermarkt-Filiale in Oberwaltersdorf, Bezirk Baden, NÖ07.08.2019: Supermarkt-Filiale in Mattersburg, Bezirk Mattersburg, Burgenland07.11.2019: Einkaufszentrum in Warschau/Polen11 Kfz-Diebstähle04.03.2019: Pkw in Hörsching, Bezirk Linz-Land, OÖ04.03.2019: Pkw in St. Pölten/NÖ10.04.2019: Pkw in Maria Enzersdorf, Bezirk Mödling NÖ03.05.2019: Pkw in Wiener Neustadt, NÖ21.05.2019: Kleinbus in St. Valentin, Bezirk Amstetten, NÖ22.05.2019: Pkw in Wien25.05.2019: Pkw in Theresienfeld, Bezirk Wr. Neustadt-Land, NÖ25.05.2019: Pkw in Theresienfeld, Bezirk Wr. Neustadt-Land, NÖ04.06.2019: Pkw in Marchtrenk, Bezirk Wels-Land, OÖ13.06.2019: Pkw in Chemnitz, Deutschland05.08.2019: Kleinbus in Bruck an der Leitha, Bezirk Buck an der Leitha, NÖAngriffe mittels Krähenfüße06.03.2019: Bergen und Autobahn A8, Deutschland11.04.2019: Guntramsdorf, Bezirk Mödling, NÖ03.07.2019: Kittsee, Bezirk Neusiedl am See, Burgenland23.08.2019: Autobahn A1, Höhe Allhaming, Bezirk Linz-Land, OÖEinbruch in ein Feuerwehrhaus in Erlstätt, DeutschlandGeschäftseinbrüche in Neusiedl am See und Bruck an der LeithaUnzählige Kennzeichentafeldiebstähle in Österreich, Deutschland, Slowakei und TschechienLetztendlich war die Aufklärung dieser Verbrechensserie nur durch den engagierten und motivierten Einsatz der involvierten Polizeikräfte und der Staatsanwaltschaft Korneuburg möglich. Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen und werden fortgeführt.

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