Kriminelle Vereinigung zerschlagen
Kriminelle Vereinigung zerschlagen Presseaussendung der Polizei NiederösterreichMenschenhandel zur sexuellen Ausbeutung und zum grenzüberschreitenden Prostitutionshandel in mindestens 150 Fällen geklärt – 6 Beschuldigte festgenommenVollziehung von 6 Festnahmeaufträgen und 13 Hausdurchsuchungen in Wien und KärntenDas Landeskriminalamt Niederösterreich, Ermittlungsbereich Menschenhandel, führt im Auftrag der Staatsanwaltschaft Wien seit Anfang 2016 gegen eine Tätergruppe wegen des Menschenhandels zur sexuellen Ausbeutung, grenzüberschreitenden Prostitutionshandels und der kriminellen Vereinigung, gemeinsam mit Beamten der Landeskriminalämter Oberösterreich, Steiermark, Kärnten, Wien und dem Bundeskriminalamt umfangreiche Erhebungen. Bei den Beschuldigten handelt es sich überwiegend um chinesische Staatsbürger.Im Zeitraum von Februar bis September 2016 wurden durch zahlreiche operative Maßnahmen, (Schwerpunktkontrollen in Rotlichtbetrieben, Einvernahme von Opfern, Sammlung und analytische Auswertung von Daten etc.) die Struktur der kriminellen Vereinigung dargelegt und deren Arbeitsweise aufgedeckt:Zwei in Wien ansässige chinesische Staatsbürger hielten intensiven Kontakt zu einer in China ansässigen kriminellen Organisation, die in China Frauen mit dem Versprechen rekrutiert, dass sie in Europa einer Beschäftigung als Masseurin, Kindermädchen und dergleichen nachgehen könnten.Nach deren Einwilligung nach Europa zu emigrieren, wird ihnen als Zielland Österreich genannt, gegen Bezahlung von bis zu 10.000 Euro ein Visum besorgt und sie dann in Begleitung eines Mitglieds der Organisation per Flugzeug nach Europa – hier auch in vielen Fällen direkt nach Wien-Schwechat – gebracht. Auf dem Zielflughafen werden die Opfer vom Begleiter unter Mitnahme deren Gepäcks und deren Reisedokumente zurückgelassen. Die Opfer werden noch auf dem Flughafen von anderen, der Organisation angehörigen Chinesen angesprochen und ihnen Hilfe angeboten, nach Wien gebracht, wo sie entweder in einem Billighotel oder sofort in Wohnungen, die meist im Eigentum der Beschuldigten stehen oder von ihnen angemietet sind, untergebracht werden. Anschließend wird ihnen eröffnet, dass sie unter Falschnamen um Asyl anzusuchen und in weiterer Folge die Prostitution auszuüben hätten.Die zwei in Wien ansässigen chinesischen Staatsbürger und die Mutter einer der beiden Personen betreiben in Wien zahlreiche Sexstudios, wo die Frauen anfangs zur Prostitution „angelernt“ werden. Bei Stellung des Asylantrages, sowie der Erlangung der zur Prostitution erforderlichen Kontrollstellung und Gesundenuntersuchung in Wien mussten die Opfer neuerlich einer der kriminellen Vereinigung angehörigen chinesischen Staatsbürgerin oder ebenfalls der Organisation angehörigen österreichischen Staatsbürger für die Sprachübersetzung einen Betrag von 1.000 Euro zahlen.Für einige Wochen und Monate mussten die Opfer in Wien in geführten Sexstudios die Prostitution ausüben, wobei sie von mehreren chinesischen Staatsangehörigen kontrolliert und finanziell ausgebeutet wurden. Den Opfern wurde meist der gesamte verdiente Schandlohn abgenommen, ständig unter psychischem Druck gehalten und bedroht. Anschließend wurden die verängstigten und willenlosen Opfer in Laufhäuser in den Bundesländern Niederösterreich, Oberösterreich, Steiermark und Kärnten gebracht, wo sie weiterhin die Prostitution ausüben mussten.Insgesamt konnten im Zuge der geführten Ermittlungen 171 chinesische Staatsbürgerinnen festgestellt werden, wobei laut derzeitigem Erhebungsstand etwa 150 Frauen als potentielle Opfer anzusehen sind. Die Staatsanwaltschaft Wien ordnete aufgrund des Erhebungsstands des Landeskriminalamtes Niederösterreich, Ermittlungsbereich Menschenhandel, 7 Festnahmeanordnungen sowie 13 Anordnungen zur Hausdurchsuchung in Wien und Kärnten an. Am 11. November 2016 konnten in kooperativer Fallbearbeitung von Beamten der Ermittlungsbereiche Menschenhandel der Landeskriminalämter Niederösterreich, Oberösterreich, Wien, Steiermark, Kärnten, der Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Straßenkriminalität des Landeskriminalamtes Niederösterreich sowie des Bundeskriminalamtes mit Unterstützung der Landespolizeidirektion Wien – Abteilung für Fremdenrecht und Anhaltevollzug und der Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung (WEGA) insgesamt 6 Festnahmeanordnungen und alle Hausdurchsuchungen vollzogen werden.Die Beschuldigten wurden festgenommen und in die Justizanstalt Wien-Josefstadt eingeliefert. Ein Beschuldigter ist vollgeständig, zwei Beschuldigte sind teilgeständig, drei Beschuldigte bestreiten jegliche Tatbeteiligung. Nach einem weiteren Beschuldigten wird gefahndet. Bei den Hausdursuchungen wurde zahlreiches Beweismaterial (eine Faustfeuerwaffe, schriftliche Aufzeichnungen, Totalfälschungen von Identitätskarten, Falschgeld, sonstige Unterlagen, Mobiltelefone, Computer und weitere Speichermedien) aufgefunden und sichergestellt. Bei drei Hausdurchsuchungen konnten mehrere Bargeldbeträge (insgesamt 30.000 Euro) aufgefunden und sichergestellt werden. Aufgrund von Aufzeichnungen wird davon ausgegangen, dass es sich dabei um einen Teilerlös aus der Ausbeutung der Opfer handelt.Weitere Ermittlungen des Landeskriminalamtes Niederösterreich und des Bundeskriminalamtes in dieser Causa sind erforderlich und werden fortgesetzt.Weitere Opfer werden ersucht, mit dem Landeskriminalamt Niederösterreich unter der Telefonnummer 059 133 30 – 3333 in Kontakt zu treten.Presseaussendung vom 14.11.2016, 09:59 UhrReaktionen bitte an die LPD Niederösterreichzurück