Im Jahr 2020 stiegen die Zahlen der angezeigten Betrugshandlungen und Betrugsversuche in Niederösterreich deutlich an. Eine sehr häufig auftretende Betrugsform ist der sogenannte Polizeitrick.Dabei geben sich die Täter als Polizisten/Kriminalbeamte aus und täuschen den Opfern vor,- dass eine Einbrecherbande festgenommen worden sei, wobei Notizen mit dem Namen des Opfers vorgefunden wurden,- dass eine Einbrecherbande festgenommen worden sei, wobei Diebesgut sichergestellt werden konnte, das möglicherweise vom Opfer stammt,- dass ein Bankbeamter ausgeforscht werden konnte, welcher z.B. in der Bank deponierte Wertgegenstände des Opfers (Gold, Schmuck/Schließfach) ausgetauscht habe,- dass im Zuge der Einbruchsserie in Bankschließfächer bei Geldinstituten in Klosterneuburg und Mödling weitere Straftaten erfolgt seien.Bei den telefonisch kontaktierten Opfern handelt es sich vorwiegend um ältere Personen. Die Telefonate erfolgen von ausländischen Callcentern, wobei durch technische Mittel gewisse Telefonnummern, wie zum Beispiel die polizeiliche Nummer 059133, vorgetäuscht werden. Der telefonische Erstkontakt erfolgt über Festnetzanschlüsse, anschließend wird das Opfer nach Einholung der Telefonnummer am Mobiltelefon angerufen. Diese Telefonate, welche teilweise mehrere Stunden dauern, werden bis zum Ende der Tathandlung aufrecht gehalten. Die Opfer werden aufgefordert- Bargeld, Schmuck, Gold etc. zur Sicherung an die Polizei zu übergeben,- Sparbücher aufzulösen (verschiedene Banken, Fahrt zu den Banken mit Pkw des Opfers oder mit Taxis),- die behobenen Gelder unmittelbar danach an die falschen Polizisten zu übergeben.Bei den falschen Polizisten handelt es sich um Personen, die über soziale Netzwerke oder persönliche Kontakte angeworben werden. Sie erhalten eine Provision für ihre Dienste und verbringen anschließend die Beute in Drittstaaten.Bedienstete des Landeskriminalamtes Niederösterreich, Ermittlungsbereich Betrug, führten nach vermehrten Polizeitrickbetrugshandlungen ab Mitte November 2020 Erhebungen gegen eine vorerst unbekannte Tätergruppe. Im Zeitraum vom 23. November 2020 bis zum 13 Jänner 2021 sollen diese – in Klosterneuburg sechs vollendete Tathandlungen, – in Korneuburg eine vollendete Tathandlung- und in Wien zwei vollendete Tathandlungen begangen haben.- Weiters konnten dieser Tätergruppe insgesamt 38 versuchte Tathandlungen zugeordnet werden.Die Gesamtschadenssumme beläuft sich auf rund 750.000,- Euro.Bei den akribisch geführten Ermittlungen konnten Bedienstete des Landeskriminalamtes in Zusammenarbeit dem Landeskriminalamt Wien, den zuständigen Polizeiinspektionen in Niederösterreich, sowie den Banken und den zuständigen Staatsanwaltschaften Korneuburg und Wien drei Beschuldigte ausforschen. Am 13. Jänner 2021 konnte ein 21-jähriger österreichischer Staatsbürger aus Wien auf frischer Tat betreten werden, als er die Sparbücher eines Opfers abholen wollte. Er wurde an Ort und Stelle festgenommen und auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Korneuburg in die Justizanstalt Korneuburg verbracht. Bei seinen Einvernahmen zeigte sich der Beschuldigte, welcher als Abholer fungiert habe, teilweise geständig. Am 17. Februar 2021 konnte eine 36-jährige serbische Staatsangehörige aus Wien bei der Einreise nach Österreich angehalten und festgenommen werden. Sie wird beschuldigt, bei den Taten als Organisatorin und Lenkerin des Fluchtfahrzeuges fungiert zu haben. Bei einer Hausdurchsuchung konnten an ihrer Wohnanschrift in Wien Bargeld und Schmuck sichergestellt werden. Sie machte zum Sachverhalt keinerlei Angaben.Gegen den weiteren Beschuldigten, welcher als Auftraggeber fungiert haben soll, werden weitere Ermittlungen geführt.Am 6. April 2021 erstattete eine 77-Jährige aus dem Bezirk Baden Anzeige darüber, dass sie einen Anruf von einem falschen Polizisten erhalten und am 7. April 2021 Bargeld in der Höhe von 30.000 Euro übergeben soll. Nachdem sie das Geld nicht auftreiben konnte, redete sie mit ihrem Nachbarn diesbezüglich und der Nachbar machte die Frau darauf aufmerksam, dass es sich hier um einen Betrug handeln könnte. In weiterer Folge konnte ein 24-Jähriger aus dem Bezirk Mödling am 7. April 2021 bei der geplanten Geldübergabe von Bediensteten des Landeskriminalamtes Niederösterreich Ermittlungsbereich Betrug, der Einsatzgruppe zur Bekämpfung von Straßenkriminalität und Bediensteten der Polizeiinspektion Traiskirchen festgenommen werden. Bei den Ermittlungen stellte sich heraus, dass der Mann in Zusammenhang mit der oben angeführten Tätergruppierung stand. Weiters konnten dem Mann sechs vollendete Taten im Zeitraum vom 18. März 2021 bis zum 7. April 2021 zugeordnet werden. Dabei soll jeweils mit dem Polizeitrick vorgegangen worden sein. Insgesamt belief sich die Schadenssumme auf 111.000,- Euro. Die Tatorte befanden sich in den Bezirken Tulln, Korneuburg und Baden. Der 24-Jährige zeigte sich bei seinen Einvernahmen geständig. Er wurde über Anordnung der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt in die Justizanstalt Korneuburg verbracht.Kautionstrick im Bezirk Tulln geklärt – 1 Beschuldigter in HaftEin 81-Jähriger und seine 78-jährige Gattin aus dem Bezirk Tulln wurden am 20. April 2021, gegen 15.00 Uhr, telefonisch von einem vermeintlichen Polizisten kontaktiert. Dieser ging mit dem sogenannten Kautionstrick vor und teilte dem Ehepaar mit, dass deren Sohn einen schweren Unfall gehabt haben soll. Zur Deckung des Schadens müsse ein Betrag in der Höhe von 80.000,- Euro bezahlt werden. Da die Eheleute nicht so viel Geld zur Verfügung hatten, hätten sie sich mit dem falschen Polizisten auf eine Summe von 25.000,- Euro geeinigt. Da sie jedoch misstrauisch wurden, kontaktierten sie die Bediensteten der Landesleitzentrale am Polizeinotruf. In weiterer Folge konnte der Beschuldigte, es handelte sich um einen 41-jährigen polnischen Staatsbürger, von Bediensteten der Kriminaldienstgruppe der Polizeiinspektion Klosterneuburg gegen 16.30 Uhr an der Wohnanschrift der Opfer festgenommen werden. Das Landeskriminalamt Niederösterreich, Ermittlungsbereich Betrug, übernahm die folgende Amtshandlung und konnte dem Beschuldigten eine weitere Tat zuordnen. So soll er am 12. März 2021, gegen 13.30 Uhr, eine 80-Jährige aus dem 21. Wiener Gemeindebezirk ebenfalls mit dem Kautionstrick getäuscht haben. Hierbei soll er der Frau vorgetäuscht haben, dass ihre Tochter einen schweren Unfall gehabt habe. Die Frau habe ihm dann 13.000,- Euro als Kaution für die Freilassung ihrer Tochter übergeben. Der Beschuldigte machte bei seiner Einvernahme keinerlei Angaben. Er wurde über Anordnung der Staatsanwaltschaft Korneuburg in die Justizanstalt Korneuburg eingeliefert.Der Landespolizeidirektor Franz Popp, BA MA gratulierte den Ermittlern zu dem hervorragenden Ermittlungserfolg und betonte die gute Zusammenarbeit mit dem Landeskriminalamt Wien und den tatortzuständigen Polizeiinspektionen. „Ein besonderer Dank gebührt auch den Medien, die die Präventionsarbeit der Polizei durch entsprechende Berichterstattung unterstützen“, so Popp.“Nur durch ein enges Zusammenarbeiten zwischen den Landeskriminalämtern Wien und Niederösterreich, sowie auch den tatortzuständigen Dienststellen und deren intensive Ermittlungen konnten diese Straftaten geklärt werden und dafür möchte ich allen meinen Dank aussprechen!“ sagte der Leiter des Landeskriminalamtes Niederösterreich, Brigadier Mag. Omar Haijawi-Pirchner, BA MA. Er betonte in seinen Ausführungen auch, dass in der Vergangenheit die Präventionsmaßnahmen in diesem Bereich, in Kooperation mit den Banken, Medien, Betreuungseinrichtungen und anderen Organisationen, verstärkt wurden. „Da es bei einem Großteil dieser Betrugshandlungen bei einem Versuch bleibt zeigt, dass die Prävention Erfolg hat“ so Haijawi-Pirchner.
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