Polizeitrick und betrügerische Telefonanrufe aus dem Ausland – Festnahme von fünf BeschuldigtenAm 16. Dezember 2019 fand bei der Landespolizeidirektion NÖ eine Pressekonferenz statt, bei der Betrugsklärungen mit einer Schadenssumme von 700.000 Euro und Festnahme von fünf Beschuldigten durch die länderübergreifende Polizeiarbeit mit deutschen Justiz- und Polizeibehörden präsentiert wurden.Seit Mitte Mai 2019 kam es in Bayern zu massiven Betrugshandlungen bei älteren Personen, die durch vorerst unbekannte Täter telefonisch kontaktiert wurden, die sich als Kriminalbeamte ausgaben. Die falschen Kriminalbeamten gaben gegenüber den Opfern an, dass sie eine Einbrecherbande ausgeforscht hätten, wobei bei diesen Unterlagen sichergestellt worden seien und sie möglicherweise demnächst selbst Opfer eines Einbruches werden würden. Die falschen Kriminalbeamten boten den Opfern an, ihre Wertgegenstände an die Polizei zur Aufbewahrung zu übergeben, bis die Täter ausgeforscht festgenommen worden wären.Am 21. Mai 2019 übergab eine 61-Jährige auf dem Parkplatz eines Lebensmittelfachgeschäftes in Prien am Chiemsee, Bayern, an einen falschen Kriminalbeamten Goldbarren und Golddukaten im Gesamtwert von etwa 600.000 Euro. In weiteren Fällen wurden verschiedene Opfer aus Bayern durch die unbekannten Täter zur Übergabe von Bargeld und Wertgegenständen, jeweils zwischen 30.000 Euro und 50.000 Euro, überredet und diese durch die falschen Kriminalbeamten an sich genommen.Bei den Ermittlungen konnte erhoben werden, dass die Telefonanrufe über türkische Callcenter geführt wurden. Als Abholer werden von den unbekannten Tätern verschiedenste Personen über Soziale Medien angeworben und für die Abholung der Beute eingesetzt. In der Regel erhielten die Personen dafür eine Provision in der Höhe von etwa 7-10% der zustande gebrachten Beute. Der Restbetrag wurde durch die Abholer wiederum an weitere unbekannte Täter übergeben und außer Landes gebracht.Durch die aktenbearbeitende Dienststelle in Bayern – Kriminalpolizeiinspektion Oberbayern Süd – OK Dienststelle – konnte bei den akribisch geführten Ermittlungen in Zusammenhang mit diesen Straftaten ein Bezug nach Niederösterreich hergestellt werden. Das Landeskriminalamt für Niederösterreich wurde Mitte Juni 2019 von der Kriminalpolizeiinspektion Oberbayern um Unterstützung bei den weiteren Ermittlungsmaßnahmen ersucht.Von den deutschen Ermittlungsbehörden konnten Ende Juli 2019 vorerst drei österreichische Beschuldigte namentlich ausgeforscht und über die Staatsanwaltschaft Traunstein europäische Haftbefehle erwirkt werden. Diese drei Beschuldigten im Alter von 21, 23 und 25 Jahren waren in den Bezirken Neunkirchen und Wiener Neustadt wohnhaft und fungierten in den genannten Fällen in wechselseitiger Zusammensetzung als Abholer. Sämtliche österreichische Beschuldigte waren als selbständige Versicherungsagenten in Wiener Neustadt tätig und stehen daher in einem Bekanntschaftsverhältnis.Am 3. September 2019, gegen 12:00 Uhr, erhielten die Bediensteten des Landeskriminalamtes Niederösterreich, Ermittlungsbereich Betrug, einen telefonischen Hinweis der Kriminalpolizei aus Bayern, wonach ein in Passau wohnhaftes Opfer am Vormittag des 3. Septembers 2019 an einen falschen Kriminalbeamten Bargeld in der Höhe von etwa 35.000 Euro übergeben habe. Als Abholer sei der 21-Jährige aus dem Bezirk Neunkirchen identifiziert worden. Er habe unmittelbar nach der Übernahme des Bargeldes die Bundesrepublik Deutschland verlassen und würde sich vermutlich auf dem Heimweg zu seiner Wohnadresse im Bezirk Neunkirchen befinden.Am 3. September 2019, um 14:10 Uhr konnte der 21-Jährige, der einen Pkw im Gemeindegebiet von Neunkirchen lenkte, von Bediensteten der Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Straßenkriminalität und des Ermittlungsbereiches Betrug des Landeskriminalamtes für Niederösterreich, angehalten und festgenommen werden. Auf dem Beifahrersitz befand sich zum Zeitpunkt der Festnahme ein 24-Jähriger aus dem Bezirk Neunkirchen, welcher anschließend ebenfalls festgenommen wurde, da er als Abholer an diesem Tag identifiziert werden konnte.Bei den weiteren Ermittlungen konnten der 23- und der 25-Jährige ebenfalls am 3. September 2019 ausgeforscht und auf Grund der gegen sie vom Amtsgericht Traunstein ausgestellten EU-Haftbefehle festgenommen werden. Die Genannten wurden im Anschluss zum Sachverhalt als Beschuldigte vernommen, wobei sie sich zu allen Abholungen geständig zeigten. Der durch den 21- und den 24-Jährigen am 3. September 2019 in Passau abgeholte Bargeldbetrag in der Höhe von 34.850 Euro konnte bei einer Durchsuchung des angehaltenen Pkw in einem Versteck unter dem Armaturenbrett des Fahrzeuges vorgefunden und sichergestellt werden.Bei den weiteren Ermittlungen konnte ein 32-jähriger türkischer Staatsbürger aus Istanbul ausgeforscht und am 4. September 2019, gegen 21.20 Uhr, bei der versuchten Übernahme des Bargeldbetrages am Parkplatz P3 des Flughafens Wien Schwechat durch Bedienstete der Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Straßenkriminalität und des Ermittlungsbereiches Betrug des Landeskriminalamtes für Niederösterreich festgenommen werden.Bei den umfangreichen internationalen Ermittlungen konnten der Tätergruppe, in der Zeit von 17. April 2019 bis 04. September 2019 in Bayern insgesamt 5 Tathandlungen in unterschiedlichen Konstellationen, mit einem Gesamtschaden von rund 700.000 Euro nachgewiesen werden.Die Gruppe rund um den 23-Jährigen aus dem Bezirk Wiener Neustadt Land lukrierte aus den verübten Straftaten einen Gesamtgewinn von rund 140.000 Euro, den sie zu gleichen Teilen untereinander aufteilten.Die vier festgenommenen Beschuldigten aus Österreich sowie der Übernehmer aus der Türkei wurden über Anordnung in die Justizanstalt Wien-Josefstadt eingeliefert und befinden sich seitdem in Untersuchungshaft.GenMjr Franz Popp, BA MA bedankte sich bei den deutschen und österreichischen Ermittlern für die Klärung. „Durch Ihre akribische Ermittlungsarbeit wurden viele weitere Personen vor Schäden bewahrt.“Der Leiter der Kriminalpolizeiinspektion Oberbayern Süd, Kriminaldirektor Martin Irrgang, MA hob bei der Pressekonferenz die hervorragende Zusammenarbeit mit dem Landeskriminalamt NÖ hervor.In dieselbe Kerbe schlug Oberstaatsanwalt Dr. Martin Freudling der Staatsanwaltschaft Traunstein: „Hier sieht man deutlich die gute Zusammenarbeit auf europäischer Ebene. Nur durch die rasche und gute Zusammenarbeit mit den österreichischen Justiz- und Polizeibehörden wurde dieser Fahndungserfolg möglich.“Nachdem Ermittlungsbereichsleiter ChefInsp Alfred Kainz über die Festnahmen der Beschuldigten informierte, bedankte sich auch der stellvertretende Leiter des Landeskriminalamtes NÖ, Oberst Klaus Preining, BA MA bei den Ermittlern für die enge und gute Zusammenarbeit und präsentierte Präventionstipps.Autor: Baumschlager/Holub
admin
in Niederoesterreich
Betrug durch falsche Polizisten
Leave a Comment