Suchtmittelkriminalität in Kärnten
Die Suchtmittelkriminalität in Kärnten ist im Jahr 2017 deutlich gestiegen. Auch für das heurige Jahr ist mit einer Steigerung in unserem Bundesland zu rechnen. Kärnten ist damit aber keinesfalls die „Drogenhochburg“ Österreichs! Trotz der bekannten bzw. prognostizierten Entwicklungen findet sich Kärnten im österreichweiten Vergleich in diesem Deliktsfeld im unteren Mittelfeld.Angesichts der Veröffentlichung des Suchtmittelberichts 2017 und der damit verbundenen Kommunikation, könnte sich in der Öffentlichkeit der Eindruck manifestieren, dass Kärnten das Mekka der Drogendealer und –konsumenten ist. Es soll keinesfalls eine Verharmlosung der Thematik erfolgen, genau das Gegenteil ist der Fall. Die teilweise unreflektierte Kommuni-kation kann und wird aber a`la longue zu einem verzerrten Bild über die Situation und damit zu einer Verunsicherung in der Kärntner Bevölkerung führen.Tatsächlich zeigt der unmittelbare Vergleich der Suchtmittelanzeigen, dass Kärnten ähnliche Zahlen aufweist, wie das von der Einwohnerzahl vergleichbare Bundesland Salzburg. Tirol mit rund 30% mehr Einwohner hat etwa beinahe doppelt so vielen Anzeigen wie Kärnten. Im Ver-gleich der Landeshauptstädte ist Klagenfurt sogar Schlusslicht bei den Anzeigen pro Kopf.Anzeigenstatistik Bundesländer: W 14.028OÖ 7.629NÖ 5.516Stmk 4.285Tir 3.992Sbg 2.281Ktn 2.210Vbg 1.604Bgld 1.002Unbestritten ist aber auch, dass Kärnten in der Anzeigenstatistik 2017 ein Plus von 33,2% aufweist. Dieses Plus ist einerseits auf die hohe und einfache Verfügbarkeit von Drogen ins-gesamt, wie auch auf die räumliche Nähe zu Slowenien zurückzuführen. Slowenien hat sich in den letzten Jahren als Transit- und/oder Herkunftsland für Drogen etabliert. Andererseits ist die Steigerung der Anzeigen eine Folge des erhöhten polizeilichen Kontrolldrucks. Diese Fo-kussierung der Kärntner Polizei auf das gesamte Feld der Suchtmittelkriminalität lässt auch für das heurige Jahr wiederum eine Steigerung – wenn auch im kleineren Ausmaß als 2017 – erwarten.Ungeachtet des nicht diskutierbaren Faktums, dass jedes einzelne Drogenopfer genau eines zu viel ist, gab es im Vorjahr leider 12 Todesopfer zu verzeichnen. Bei ihnen war die Todesursache jedenfalls teilweise auf den Missbrauch von Suchtmitteln zurückzuführen. Dieser bedauerliche Negativtrend hält auch heuer an, aktuell haben heuer bis dato 11 Menschen ihr Leben verloren. Es erscheint aber wichtig zu erwähnen, dass es sich in den seltensten Fällen um Todesfolgen nach dem alleinigen Konsum von Suchtmitteln handelt, sondern im Großteil der Fälle liegt eine so genannte Mischintoxikation vor, also ein Konsum von verschiedenen legalen Medikamenten oder anderen Stoffen, in Verbindung mit Suchtmitteln. Die gemeinsame Konsumation verschiedener Stoffe führt leider immer wieder zu unvorhersehbaren körperlichen Reaktionen, die bis zum Tode führen können. Eine Steigerung lässt sich aber nicht nur in Kärnten bzw. im Bundesgebiet erkennen, auch der Europäische Drogenbericht 2017 hat zum dritten Mal in Folge eine Erhöhung der Todesfälle durch Überdosierungen festgestellt, bei denen mindestens eine illegale Droge nachgewiesen wurde. Drogenbezogene Todesfälle Bundesländer 2016W 67Tir 24OÖ 16NÖ 16Stmk 13Vbg 11Ktn 11Slbg 5Bgld 3Drogenbezogene Todesfälle Österreich 2008 – 20162008 2012009 2062010 1872011 2012012 1612013 1382014 1222015 1532016 165 Maßnahmen – StrategieSeitens der Landespolizeidirektion Kärnten wurde bereits mit Beginn des Jahres 2016, wie auch die darauffolgenden Jahre 2017 und 2018, eine verstärkte Bekämpfung des gesamten Spektrums der Suchtmittelkriminalität als strategisches Ziel definiert und das Landeskriminalamt mit der koordinierten Umsetzung beauftragt. Auch Innenminister Kickl sieht eine große Notwendigkeit zur Intensivierung der Maßnahmen in diesem Deliktsbereich und begrüßt bzw. unterstützt die Kärntner Bemühungen.Das bedeutet im Klartext eine Intensivierung des Personaleinsatzes bei der Drogenermittlung, aber auch gezielte Strukturermittlungen samt Analyse der Drogensituation im gesamten Bundesland. Darauf aufbauend folgen Intensivtäterermittlungen, die Bekämpfung organisierter Strukturen dieses Kriminalitätsfeldes, sowie gezielte Schwerpunktaktionen gegen Drogendealer und –kuriere. Zur Erhöhung der polizeilichen Schlagkraft wurden – selbstverständlich neben dem Wirken aller Polizistinnen und Polizisten auf den Polizeiinspektionen – auch die AGM-Bediensteten in die Kontroll- und Fahndungstätigkeiten unmittelbar mit eingebunden.Neben den repressiven Maßnahmen misst die Polizei, als Partner aller Verantwortungsträger im Bundesland, der Prävention eine große Bedeutung zu. So wurden im Vorjahr in diversen Projekten rund 12.000 Menschen unmittelbar oder mittelbar in Bezug auf Suchtmittelkriminalität samt der damit verbundenen Begleitkriminalität beraten. Weil seitens der Polizei gerade die Kinder und Jugendlichen als besonders gefährdet hinsichtlich eines Suchtmittelkonsums zu betrachten sind, wurde großer Wert auf die Vernetzung und Kooperation mit der Landesstelle Suchtprävention Kärnten sowie des Briefings des Personals hinsichtlich der Jugendprogramme Click & Check und Look@your.Live gelegt. Suchtprävention findet auch im Bereich des Sicherheitsdialoges GEMEINSAM.SICHER statt, hier wurde erst kürzlich im Zusammenwirken mit der Suchtpräventionsstelle VIVA in Klagenfurt ein Behältnis zur Entsorgung von Spritzen entwickelt, um eine Infektionsgefahr für unbeteiligte Dritte zu minimieren.Zusammenfassend wird festgehalten, dass die Polizei Kärnten der Bekämpfung der Suchtmittelkriminalität und der Suchtprävention mit großer Intensität nachkommt. Der eingeschlagene polizeiliche Weg, wie auch die enge Kooperation mit den weiteren Verantwortungsträger, wird – ungeachtet des Umstandes, dass sich dadurch Statistiken zeitweilig negativ verändern können – auch künftig fortgesetzt werden.