Sturm auf den Justizpalast
Die Wanderausstellung des Bundesministeriums für Inneres „15. JULI 27: Ursachen – Ereignis – Folgen“ ist derzeit im Stadtpolizeikommando Villach zu sehen. Die Schau gibt Einblicke in die dramatischen Ereignisse der Zwischenkriegszeit.Am 15. Juli 1927, einen Tag nach dem Urteil im „Schattendorfer Prozess“, strömten Tausende in die Innenstadt Wiens, um gegen den Freispruch der Angeklagten zu demonstrieren. Die Straßenbahnen fuhren nicht mehr, es gab Kundgebungen vor dem Landesgericht, dem Parlament und der Universität. Aufgebrachte Bürger stürmten den Justizpalast und legten an mehreren Stellen Feuer. Auch einige andere Gebäude wurden gestürmt; im Druck- und Verlagsgebäude der „Reichspost“ in der Strozzigasse wütete ein Feuer. Die Feuerwehr wurde am Löschen des Justizpalastes und des Verlagsgebäudes gehindert. Polizisten begannen zu schießen. 89 Menschen starben, darunter vier Polizisten. Post- und Telegrafenbedienstete streikten, die Kommunikation war unterbrochen.“Schreckenstage von Wien“Einblicke in die dramatischen Ereignisse dieses Schicksalstags und in die Geschichte der Zwischenkriegszeit gibt die Ausstellung „15. JULI 27 – Ursachen – Ereignis – Folgen“, die nach der Erstpräsentation im Bundesministerium für Inneres in Wien durch Österreich tourt. Nach Eisenstadt, St. Pölten und Bregenz ist die Schau nun bis Jänner 2019 im Stadtpolizeikommando Villach in der Trattengasse 34 zu sehen.Im Zentrum der Ausstellung stehen folgende Fragen: Wie konnte es zu den fatalen Ereignissen des 15. Juli 1927 und zur Spaltung der Gesellschaft kommen? Welche Folgen hatten diese Ereignisse? Was können wir aus der Geschichte lernen?Bilder, Videofilme, Plakate, Dokumente und andere Objekte vermitteln die folgenschweren Ereignisse im Juli 1927, die politische Situation, die Akteure, die Darstellung in den Medien und die tiefen Gräben zwischen den politischen Lagern in der Zwischenkriegszeit. Eine Installation zeigt die Schauplätze des 15. Juli 1927. Auf einer Litfaß-Säule sind polarisierende Plakate zur Nationalratswahl 1930 zu sehen. Gezeigt werden Filmaufnahmen von den „Schreckenstagen von Wien“ im Juli 1927. Dazu kommen Auszüge aus den Ermittlungsergebnissen über die Ereignisse in Schattendorf, aus der Urteilsausfertigung im Schattendorfer Prozess und aus dem Obduktionsbuch des Wiener Gerichtsmedizinischen Instituts.Die Objekte stammen von 20 Leihgebern, vor allem aus Archiven und Museen wie dem Polizeimuseum Wien und dem Archiv der Landespolizeidirektion Wien. Gestaltet wurde die Schau vom Ausstellungsarchitekten DI Gerhard Abel. Kuratoren sind Dr. Bernhard Bachinger und Dr. Julia Köstenberger. Konzipiert und entwickelt wurde die Wanderausstellung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgen-Forschung und der Abteilung I/8 (Protokoll und Veranstaltungsmanagement) des Bundesministeriums für Inneres.