Seilbergung – Rettung aus großer Gefahr

Einsatz am Hochobir, Nordwestgrat, 2000 Meter Seehöhe. Ein 68-jähriger Alpinist ist am Ende seiner Kräfte, es geht weder vor noch zurück. Der Notruf als letzter Ausweg, kurze Zeit später wird er bereits mittels Seilbergung aus seiner misslichen Lage gerettet.Das Ganze passierte am Samstag den 13. Juni 2020 und war einer von vielen Einsätzen, die heute gerne als „Routine“ wahrgenommen werden. Klar, Routine ist wichtig. Aber gerade Seilbergungen im hochalpinen Einsatz sind alles andere als gewöhnlicher Alltag für die gesamte Crew des Polizeihelikopters. Es sind hochkomplexe Abläufe die trainiert werden müssen, um die damit verbundenen Gefahren so weit als möglich zu minimieren. Training hin, Training her – gefährlich bleiben solche Einsätze allemal…Die bei diesem Vorfall gewählte Bergungsart mittels Seil zählt zu den gefährlichsten überhaupt und wird bei der Flugpolizei im Jahr rund 40 Mal angewendet. Pilot und Flight Operator müssen perfekt zusammen arbeiten und dabei auch die Wetterparameter im Auge behalten, damit es nicht zu einer möglichen Katastrophe kommt. „Um dieses perfekte Zusammenspiel im Ernstfall zu gewährleisten, muss dieses Bergungsverfahren von jedem Flight Operator einmal im Jahr praktisch geübt werden“, erklärt Kontrollinspektor Josef Bierbaumer, Alpinpolizist und Flight Operator. Dabei wird auf eine realitätsnahe Übungsumgebung geachtet und für die Übungsflüge bewusst topografisch exponierte Stellen ausgewählt. Genau solche bietet die Koschuta südlich von Klagenfurt, wo unter Beteiligung der Flugeinsatzstelle Klagenfurt am 15. und 16. Juni die diesjährigen Übungsflüge stattfanden. Ob der teils widrigen Wetterbedingungen waren diese beiden Tage auch für die Piloten sehr fordernd. „Regen und Wind begleiten uns auch bei Echteinsätzen, weshalb Übungsflüge unter solchen Bedingungen besonders erkenntnisreich sind“, erläutert Einsatzpilot Kontrollinspektor Klaus Jäger.2019 mussten im Zusammenwirken von Flug- und Alpinpolizei 52 Menschen aus alpinen Notlagen geborgen werden. Rund ein Viertel aller Einsätze ist dabei auf grobe Fahrlässigkeit der Alpinisten zurückzuführen. Mangelnde bzw. überhaupt keine Tourenplanung, das Fehlen entsprechender Ausrüstung oder die Nichtbeachtung der Wetterlage sind Beispiele dafür. Auch scheint das Wort „Umkehr“ in so manchen Köpfen nicht vorhanden zu sein. Viele gehen weiter, bis sie geborgen werden müssen, hätten aber leicht rechtzeitig umkehren können, so Bierbaumer.Da im heurigen Sommer – CoVid19 bedingt – damit zu rechnen ist, dass vermehrt Menschen auf den heimischen Bergen unterwegs sein werden, welche nicht zu den versiertesten Wanderern gehören, ist es wichtig, sich entsprechend vorzubereiten und einige Tipps zu beherzigen:• Auf adäquate Bekleidung achten: ordentliches Schuhwerk und atmungsaktive Bekleidung sind unabdingbar. Ebenfalls wichtig: Sonnenbrille, Handschuhe und eine gute Kopfbedeckung, welche vor Sonneneinstrahlung/Kälte schützt.• Wetterbedingungen beachten: bereits bei der Planung die Wetterprognosen miteinbeziehen und unterwegs die Witterung im Auge behalten. Regen, Blitz und einfallender Nebel können schnell zu äußerst gefährlichen Situationen führen. Im Zweifelsfall lieber umdrehen! • Sich selbst und sein Können/Kondition realistisch einschätzen: es gibt keinen Preis für die meisten Höhenmeter. Zu jedem Zeitpunkt der Tour sollte der Rückweg bewältigbar sein. ACHTUNG: auch wenn es zurück „nur“ bergab geht – auch dies kann konditionell sehr fordernd sein!• Den Rucksack richtig bestücken: Neben ausreichendem Proviant und Flüssigkeit sollte sich im Wandergepäck auch ein Erste-Hilfe-Pack, Kartenmaterial, Regenschutz, Taschen-/Stirnlampe, Sonnencreme mit hohem LSF und Wechselbekleidung befinden.• Wenn man alleine Unterwegs ist: Familienmitglieder oder Freunde über das Ziel, die geplante Strecke und den Zeitrahmen informieren. Eventuell am Handy den Standort freigeben. Im Notfall kann man so leichter und schneller gefunden werden.Sicherheit im alpinen Gelände ist ein Thema, welches nicht nur einen selbst betrifft. Setzt man sich (unnötigen) Gefahren aus, so setzt man auch die Rettungskräfte Gefahren aus. Im Sinne (eigen-) verantwortlichen Handelns wäre es wünschenswert, wenn eben dieser Gedankengang sozusagen als Leitmotiv einer jeden Wanderung/Tour im alpinen Gelände vorausgeht.

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