Die „Schreckenstage von Wien“Einblicke in die dramatischen Ereignisse der Zwischenkriegszeit gibt die Wanderausstellung „15. JULI 27 – Ursachen – Ereignis – Folgen“. Die Ausstellung des Bundesministeriums für Inneres ist bis 8. Juni 2018 in der Landespolizeidirektion Burgenland in Eisenstadt zu sehen.Nach zehn Verhandlungstagen wurde am 14. Juli 1927 im Wiener Straflandesgericht im „Schattendorfer Prozess“ das Urteil verkündet. Die wegen des Verbrechens der öffentlichen Gewalttätigkeit unter besonders gefährlichen Verhältnissen Angeklagten wurden freigesprochen, da bei den zwölf Geschworenen keine Zwei-Drittel-Mehrheit für einen Schuldspruch zustande gekommen war. Die Anklage erfolgte, nachdem bei einer Auseinandersetzung zwischen sozialdemokratischen Schutzbund-Angehörigen und rechten Frontkämpfern am 30. Jänner 1927 in Schattendorf im Burgenland ein achtjähriger Bub und ein Hilfsarbeiter erschossen und mehrere Menschen verletzt worden waren.Am nächsten Tag strömten Tausende Menschen in die Innenstadt, um gegen den Freispruch zu demonstrieren. Die Straßenbahnen fuhren nicht mehr, es gab Kundgebungen vor dem Landesgericht, dem Parlament und der Universität. Demonstranten stürmten den Justizpalast und legten an mehreren Stellen Feuer. Gegen Mittag begann das Gebäude zu brennen. Auch einige andere Gebäude wurden gestürmt; im Druck- und Verlagsgebäude der „Reichspost“ in der Strozzigasse wütete ein Feuer. Die Feuerwehr wurde am Löschen des Justizpalastes und des Verlagsgebäudes gehindert. Polizisten begannen zu schießen. Fast 90 Menschen, darunter vier Polizisten, starben, Hunderte wurden verletzt.Aus der Geschichte lernenEinblicke in die dramatischen Ereignisse dieses Schicksalstags und in die Geschichte der Zwischenkriegszeit gibt die Ausstellung „15. JULI 27 – Ursachen – Ereignis – Folgen“, die nach der Erstpräsentation im Bundesministerium für Inneres in Wien nun bis 8. Juni 2018 in der Landespolizeidirektion Burgenland in Eisenstadt zu sehen ist. Im Zentrum der Ausstellung stehen folgende Fragen: Wie konnte es zu den fatalen Ereignissen des 15. Juli 1927 und zur Spaltung der Gesellschaft kommen? Welche Folgen hatten diese Ereignisse? Was können wir aus der Geschichte lernen?“Wir wollen mit dieser Ausstellung zu einer gemeinsamen Erinnerungskultur beitragen und vor allem junge Menschen für einen respektvollen Umgang miteinander sensibilisieren“, sagte Landespolizeidirektor Mag. Martin Huber bei der Eröffnung der Wanderausstellung am 22. Mai 2018 in der Landespolizeidirektion Eisenstadt. Zur Eröffnungsfeier kamen unter anderem die Landtagspräsidenten Christian Illedits und Rudolf Strommer.Bilder, Videofilme, Plakate, Dokumente und andere Exponate vermitteln die folgenschweren Ereignisse des 15. Juli 1927, die politische Situation, die Darstellung in den Medien und die tiefen Gräben zwischen den politischen Lagern. In der Ausstellung sind die verschiedenen Sichtweisen ausgewogen dargestellt. Eine Installation zeigt die Schauplätze des 15. Juli 1927. Auf einer Litfaß-Säule sind polarisierende Plakate zur Nationalratswahl 1930 zu sehen. Gezeigt werden Filmaufnahmen von den Ereignissen im Juli 1927, den „Schreckenstagen von Wien“.Die Objekte stammen von 20 Leihgebern, vor allem aus Archiven und Museen wie dem Polizeimuseum Wien und dem Archiv der Landespolizeidirektion Wien. Gestaltet wurde die Schau vom Ausstellungsarchitekten DI Gerhard Abel in Kooperation mit dem Ludwig Boltzmann-Institut für Kriegsfolgen-Forschung. Kuratoren sind Dr. Bernhard Bachinger und Julia Köstenberger. Konzipiert und entwickelt wurde die Wanderausstellung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgen-Forschung und der Abteilung I/8 (Protokoll und Veranstaltungsmanagement) des Bundesministeriums für Inneres.Ausstellung „15. JULI 27 – Ursachen – Ereignis – Folgen“, Landespolizeidirektion Burgenland, Festsaal, Neusiedler Straße 84, 7000 Eisenstadt. Die Ausstellung ist bis 8. Juni 2018, Montag bis Freitag, 8 bis 12 Uhr geöffnet (außer 31. Mai 2018). Der Eintritt ist frei.Text: Werner Sabitzer
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