Aufwendiger Alpineinsatz in Leutasch/Schüsselkar:

Ein 34-jähriger deutscher Staatsangehöriger und eine 25-jährige deutsche Staatsangehörige wollten am 10.10.2010 eine Klettertour in Leutasch, im Bereiche des Schüsselkares unternehmen. Beide sind Mitglieder des DAV. Beide Bergsteiger stiegen gegen 06.45 Uhr von Leutasch, Ortsteil Klamm bis zur Wangalm auf. Anschließend begaben sie sich weiter über das Scharnitz Joch bis zum Fuße des Schüsselkares (Wettersteingebirge). Die beiden wollten am Westgratturm die Route „Jörg-Simon“ (Schwierigkeitsgrad V+) klettern und stiegen gegen 10.00 Uhr in die Route ein. Erst gegen 17.30 Uhr konnten sie ihre Klettertour beenden. Um nicht über den normalen Weg absteigen zu müssen, wollten die beiden Kletterer entlang der nebenan verlaufenden Route „Wolke 7“ abseilen. Dazu benützten sie ein Doppelseil mit 60 m Länge und als Abseilgerät einen so genannten „Tuber“. Die ersten beiden Abseilstrecken von je ca. 45 m konnten sie problemlos bewältigen. Beide seilten jeweils selbständig (aktiv) ab. Nach etwa 25 m der dritten Abseilstrecke kam der 34-Jährige ein wenig zu weit nach links und er bemerkte, dass das Seil nicht mehr bis zum nächsten Standplatz reichte. Zusätzlich befand er sich in einem Überhang ca. 8 m von der Felswand entfernt. Trotz aller Versuche und aufgrund einer bereits eingetretenen Erschöpfung gelang es dem Kletterer auch nicht mehr, sich zurück zum Standplatz hinauf zu prusiken. Die beiden Kletterer verständigten aufgrund eines Verbindungsproblems vorerst nur Bekannte in der BRD, von dort aus wurde über die deutsche Bergwacht die Leitstelle Tirol in Innsbruck alarmiert. Der Einsatz wurde von der Bergrettung Leutasch übernommen, die um 20.00 Uhr mit 12 Mann und 1 Alpinpolizisten der Polizei Seefeld i.T. bis zum Wandfuß des Schüsselkars aufstieg. Bis dort hin musste sämtliches Rettungsmaterial, einschließlich Lichtaggregate, getragen werden. Vom Wandfuß aus konnte Kontakt mit den beiden Kletterern aufgenommen werden. Dabei stellte sich heraus, dass beide bereits unterkühlt und erschöpft waren und sich nicht mehr selbständig aus ihrer Lage befreien konnten. Durch Zurufen der Bergrettung konnte der 34-Jährige nach längerer Zeit dazu gebracht werden, genau die Anweisungen zu befolgen und sich langsam nach oben zu prusiken. Aufgrund des äußerst schwierigen Einsatzes (mindestens 4-5 Stunden Aufklettern und Abseilen) wurde über die Leitstelle Tirol der Pilot des HS des BMfI, FESt Innsbruck, privat kontaktiert und mit ihm die Lage besprochen. Da das Wetter sehr gut war (sternenklar und windstill), entschlossen sich der Pilot und ein Flugretter, den Einsatz zu übernehmen. Die Bergrettung Leutasch bereitete am Fuße der Wand einen Landeplatz vor und leuchtete diesen mit ihren Stirnlampen aus. Im Tal in Leutasch wurde ein weiterer Landeplatz von der Feuerwehr Leutasch ausgeleuchtet. Gegen 22.30 Uhr traf der HS der FESt Innsbruck „Libelle“ ein und es wurde gemeinsam die weitere Vorgangsweise besprochen. Da die Bergrettung mittels Lichtaggregates die gesamte Wand gut ausleuchten konnte, beschloss das HS-Team, eine Bergung mittels Taues zu versuchen. Nachdem durch die Alpinpolizei den beiden Kletterern genaue Anweisungen zur Vorbereitung für die Taubergung gegeben wurden, konnten die beiden mittels eines 50 m Taues aus der Wand gerettet und ins Tal geflogen werden. Beide Kletterer waren unverletzt, jedoch unterkühlt und stark erschöpft.

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